Aktuelles vom Fortbildungskolleg

Praxis-Depesche 8/2021

Praxistipps zu Hypogonadismus, COPD-Therapie und OAD bei Typ-2-Diabetes

Fortbildungen für Hausärzte werden regelmäßig bei den Veranstaltungen des Fortbildungskollegs angeboten. Im Mittelpunkt der online-Veranstaltungen vom Juni 2021 standen relevante Krankheitsbilder der täglichen Praxis.
COPD-Update: Hat sich etwas geändert?
Jein – so müsste wohl die Antwort lauten. Diagnostische Algorithmen seien weitestgehend unverändert geblieben. Es wird nun die Pertussis-Impfung empfohlen – und für das aktuelle Thema „COVID-19“ gelte, dass keine Veränderung der COPD-Therapie in der stabilen Phase sowie in der Behandlung von Exazerbationen notwendig sei, fasste Dr. Abdullah Sahan, Berlin, zusammen. Laut der aktuellen GOLD-Guideline können Patienten, die unter einer LAMA/LABA- oder LABA/ICS-Kombination nicht ausreichend eingestellt sind und z. B. weiterhin Exazerbationen aufweisen, mit einer Triple- Therapie aus LAMA/LABA/ICS behandelt werden. „Doch es gibt gute Gründe für eine frühzeitigere Eskalation der Behandlung, denn es gibt erste Hinweise zur Mortalitätssenkung bei häufig exazerbierenden COPD-Patienten. Zwölf Monate nach Hospitalisierung liegt die Mortalität wegen einer COPD-Exazerbation höher als nach einem Herzinfarkt“, warnte Sahan. Neue Analysen der IMPACT-Studie zeigen, dass auch der Anteil der Dyspnoe-Responder unter UMEC/VI/FF gegenüber VI/FF und UMEC/VI signifikant höher ist. Zudem attestiert eine Therapie mit UMEC/VI/FF in einigen Untergruppen ein signifikant reduziertes Risiko für ACM (all-cause mortality) bei oder nach der Therapie im Vergleich zu UMEC/VI: So profitierten auch Patienten mit ≥ 2 kardiovaskulären Risikofaktoren, einer Pneumonie in der Vorgeschichte oder mit < 2 moderaten/schweren Exazerbationen deutlich. Wichtig für eine erfolgreiche Therapie sei es, moderne innovative Devices zu verordnen sowie die korrekte Anwendung zu schulen – und zu überprüfen. Für eine (De-) Eskalation sei es hilfreich, die Wirkstoffkombinationen in dem stets gleichen Device zu verschreiben. VW
 
Dr. Abdullah Sahan: „COPD-Update 2021 – Hat sich etwas geändert?“
 
Henne oder Ei: Hypogonadismus und Diabetes mellitus
Ein Testosteronmangel ist häufig mit metabolischen Erkrankungen assoziiert. „Nehmen Sie ruhig den Bauchumfang Ihres Patienten als Risikoindikator: 94-102 cm bedeutet Achtung, 102-150 cm steht für ein erhöhtes Risiko eines Testosteronmangels“, so Dr. Christian Leiber, Freiburg. Hypogonadale Männer mit Typ-2-Diabetes weisen ein sehr hohes kardiovaskuläres Mortalitätsrisiko auf, deshalb sollte bei einem Patienten mit T2D routinemäßig der Testosteronwert geprüft werden. Wichtig sei, die Laboruntersuchungen am frühen Vormittag durchzuführen, da die Serum- Testosteronwerte über den Tag nach unten gehen. Laut der neuen EAU Guidelines on Sexual and Reproductive Health 2021 kennzeichnet ein Testosteronspiegel unter 350 ng/dl bzw. 12 nmol/l einen Hypogonadismus. Durch Gewichtsabnahme und Kraftsport kann der Testosteron-Spiegel um bis zu 30 % gesteigert werden, ist Leiber überzeugt. Eine Testosteron- Substitutionsbehandlung (intramuskulär oder transdermal) sei bei entsprechender Indikation eine medizinisch sinnvolle und notwendige Therapie und werde von den Krankenkassen finanziert. Eine Therapie mit langwirksamen Testosteron-Injektionen zur Behandlung des männlichen Hypogonadismus sollte auf den einzelnen Patienten individuell angepasst werden. Eine Testosteronbehandlung bewirke eine reversible Unterbrechung oder Verminderung der Spermatogenese, erinnert Leiber. Aus klinischen Untersuchungen an gesunden, jungen Männern ist aber bekannt, dass eine Normalisierung des Spermiogramms im Mittel nach neun bis zwölf Monaten nach der letzten Injektion eintrat. VW
 
Dr. Christian Leiber: „Hypogonadismus und Diabetes mellitus – warum Andrologen und Hausärzte/Internisten miteinander reden sollten“
 
Orale Antidiabetika (OAD) bei Typ-2-Diabetes: Tipps & Tricks
Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes steht ein gesunder Lebensstil und die Gabe von Metformin an erster Stelle der antiglykämischen Therapie. Dank moderner Antidiabetika ist heute eine effektive und sichere Kombination verschiedener Wirkprinzipien möglich, erklärte Dr. Marcel Kaiser, Frankfurt. Die Auswahl der Wirkstoffe sollte sich dabei immer an den Begleiterkrankungen der Patienten und am kardiovaskulären Risiko orientieren. So sei es wünschenswert, bei Patienten mit kardiovaskulärer und renaler Vorerkrankung zusätzlich zu Metformin bei Bedarf Antidiabetika einzusetzen, für die eine Reduktion entsprechender Endpunkte belegt ist: also Wirkstoffe aus der Klasse der GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) oder der SGLT-2-Hemmer. Bei letzteren sollte man den Patienten darüber informieren, dass Urinmenge und Miktionsfrequenz zunehmen könnten, so Kaiser. Eine gute Genitalhygiene wirke präventiv auf Genitalinfektionen, dies müsse der Patient wissen. Aktuelle Leitlinien empfehlen neben anderen Therapiestrategien auch die dreifach OAD-Kombinationstherapie zum effektiven Management des Typ- 2-Diabetes, also die „moderne“ orale Tripletherapie mit Wirkstoffen ohne Hypoglykämierisiko (Metformin+DPP-IV+ SGLT2) zur Vermeidung einer Injektionstherapie. In der Studie VERTIS SITA 2 konnte mit der Dreierkombination Ertugliflozin 5 mg/Sitagliptin/ Metformin vs. Placebo/Sitagliptin/ Metformin nach einem Jahr eine Reduktion des HbA1c-Werts um 0,7 Prozentpunkte erreicht werden. Der Gewichtsverlust lag im Mittel bei etwa 3 kg, der systolische Blutdruck war um 4 mmHg gesunken. Als erster SGLT-2-Hemmer ist Ertugliflozin 5 mg in Fixkombination mit einem DPP- 4-Hemmer auf dem Markt, mit Sitagliptin 100 mg. Bei Beginn einer Injektionstherapie gilt generell der Grundsatz „GLP1-Rezeptoragonist vor Insulin“, so Kaiser abschließend. VW
 
Dr. Marcel Kaiser: „Typ-2-Diabetes: Vom Therapiestart bis zur 1. Injektion“
ICD-Codes: J44.9

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