Kasuistik

Praxis-Depesche 9-10/2020

Primärversorgung bei Depressionen

Allgemeinärzten kommt eine entscheidende Rolle in der Diagnostik und Therapie von Depressionen zu. In der Primärversorgung gilt es, vieles zu berücksichtigen.
Eine 45-jährige Frau präsentierte sich mit depressiver Stimmung, negativen Gefühlen, Schlafproblemen, Konzentrationsschwäche und Energielosigkeit. Die Symptome begannen vor einigen Monaten nach einem Konflikt mit ihrem Lebenspartner. Obwohl sie weiter arbeitsfähig ist, berichtete sie über Traurigkeit an den meisten Tagen und manchmal sogar den Gedanken „tot besser dran zu sein“. Die Patientin erfüllte damit die Kriterien für eine Major Depression. Wichtig ist es nun, genau die medizinische Vorgeschichte und frühere Medikationen zu erfassen, um potenzielle Ursachen von oder zusätzliche Faktoren für ihre depressive Symptomatik auszuschließen. Anamnestisch sollte auch eine bipolare Störung ausgeschlossen werden. Sofort gilt es, eine mögliche Suizidalität zu erfassen und sicherzustellen, dass im Notfall psychiatrische Hilfe in Anspruch genommen wird. In diesem Fall einer mäßigen, länger persistierenden Depression erscheint die Kombination aus Pharmako- und Psychotherapie sinnvoll. Nach vollständiger Remission sollte die Medikation (hier: Sertralin 50 mg/Tag und danach Eskalation um 50 mg alle zwei Wochen auf max. 200 mg/Tag) über ≥6 Monate fortgesetzt werden. SI
Quelle: Park LT, Zarate Jr. CA: Depression in the primary care setting. N Engl J Med 2019; 380(6): 559-68

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x