Womit muss der Patient rechnen?

Praxis-Depesche 21/2007

Prognose-Score für Guillain-Barrè-Syndrom

Da das GBS sehr unterschiedlich verlaufen kann, erarbeiteten niederländische Neurologen anhand von Studiendaten den Erasmus GBS Outcome Score und validierten ihn. Alter, vorangegangene Diarrhö und Behinderung nach zwei Wochen lassen auf den Zustand der Patienten nach sechs Monaten schließen.
Praxisfazit
Bei diesem ersten Schritt für die Vorhersage des Verlaufs beim GBS schränken die Autoren ein, dass sie nur für die akute inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie gilt, an der vermutlich fast alle Untersuchten litten, nicht für die in Ostasien häufige Form, die die Axone der Motoneuronen betrifft. Als größeres Prob­lem erscheint zum einen die Tatsache, dass die Wahl der Therapie früher stattfinden sollte als nach zwei Wochen. Zum anderen sind die Patienten, die am GBS verstarben, ausgeschlossen worden. In einer Studie waren Herzrhythmusstörungen, Beatmung und C.-jejuni-Infektion mit Letalität assoziiert. Dagegen werden effektivere Therapien gebraucht.

Als akute postinfektiöse immunvermittelte periphere Neuropathie tritt das GBS nach Infektionen mit Campylobacter jejuni, CMV, EBV u. a. auf. Auf rasch progrediente Schwäche mit Sensibilitätsverlust folgt in der Regel eine langsame Erholung. Manchmal wird innerhalb von Tagen auch die oropharyngeale und Atemmuskulatur betroffen, z. T. kommt es nur zu leichten Gliedmaßenparesen. Trotz moderner Therapie sterben ca. 5% der Patienten, ca. 20% bleiben schwer behindert.

Daten von 388 Patienten, die alle nicht mehr selbst gehen konnten, lagen aus zwei randomisierten Studien und einer Pilotstudie vor. Als prognostische Faktoren für die Fähigkeit, nach sechs Monaten ohne Hilfe zu gehen, wurden das Lebensalter (es spielt für die Erholungsfähigkeit eine Rolle), Diarrhö in den letzten vier Wochen und der GBS-Behinderungs-Score nach zwei Wochen ermittelt und dafür jeweils bis zu ein Punkt, ein Punkt und bis zu fünf Punkte vergeben. Nicht aussagekräftig waren u. a. Serologie, Anti-Gangliosid-AK und sensorische Defizite. Bei der Validierung an 374 Patienten aus einer anderen Studie, von denen 22% nach sechs Monaten nicht ohne Hilfe gehen konnten, ergab sich ein AUC-Wert von 0,85.

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