Praxis-Depesche 22/2003

Pseudohyperglykämie bei Peritonealdialyse

Typ-2-Diabetes und dialysepflichtige Niereninsuffizienz sind häufige Erkrankungen, deren Inzidenz weiterhin steigt. Nephrologen aus England haben nun ein gravierendes Problem bei der Blutzuckerbestimmung von Patienten beschrieben, die sich einer Peritonealdialyse unterziehen.

Ein 76-jähriger Diabetiker mit terminaler Niereninsuffizienz wurde stationär mit den Zeichen einer Pneumonie aufgenommen. Er unterzog sich seit einigen Jahren einer Peritonealdialyse. Zuletzt war die Dialyse mit Icodextrin durchgeführt worden (ein Glukosepolymer zur Verbesserung der Ultrafiltration). Der Zustand des Patienten verschlechterte sich rasch, er schwitzte, seine Sprache war verlangsamt. Dann zeigte er zwei typische Grand-mal Krampfanfälle. Der BZ-Stixtest am Finger erbrachte wiederholt normale Werte - erst die im Labor gemessenen Werte aus venösem Blut ergaben eine ausgeprägte Hypoglykämie. Nach Substitution von Glukose besserte sich der Zustand des Patienten dann auch rasch. Durch Icodextrin-Metaboliten werden mit einigen Glukose-Assays falsch hohe Blutzuckerwerte gemessen - so auch mit etlichen handelsüblichen Teststreifen-Geräten. Die Pseudohyperglykämie kann gegebenenfalls fatale Konsequenzen haben. Daher sollte man bei allen Diabetikern, die eine Peritonealdialyse mit Icodextrin durchführen, klären, mit welchen Messmethoden der Zucker weiterhin genau bestimmt werden kann. (MO)

Quelle: Riley, SG: Spurious hyperglycaemia and icodextrin in peritoneal dialysis fluid, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 327 (2003), Seiten: 608-609

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