Wenn der intrakranielle Druck aufgrund einer Schädel-Hirn-Verletzung steigt, stellt sich eine Veränderung der Bewusstseinslage lange vor Veränderungen der Pupillenreflexe ein. Das ist die schlichte Begründung des Autors, weshalb es unnötig ist, Patienten, deren Bewusstsein nicht eingeschränkt ist, im Verlauf wieder und wieder in die Augen zu leuchten.
Seit mehr als 70 Jahren gehöre diese Untersuchung dennoch zum tagtäglichen Notfallmediziner- Brot, so der Autor, und werde zudem auch nach wie vor in klinischen Notfallkursen an Ärzte so vermittelt. Es gebe sogar Leitlinien, die bei Patienten nach Schädel-Hirn-Trauma, auch wenn diese ein unauffälliges Bewusstsein aufweisen (Glasgow Coma Scale = 15), die Pupillenreflex- Testung zunächst alle 30 Minuten, später jede Stunde und danach alle zwei Stunden bis zur völligen Klärung der Situation empfehlen. Unlogisch und unnötig sei dies, findet der Autor und berechnet, dass durch diese vermeintlich nutzlosen Untersuchungen in England 25 000 ärztliche Arbeitsstunden pro Jahr verschwendet werden. In bestimmten Fällen könne die Untersuchung dem Patienten sogar mehr schaden als nützen, nämlich wenn eine physiologische An isokorie oder dauerhafte Mydriasis nach Augen-OP fehlgedeutet werden und unnötige Folgeuntersuchungen nach sich ziehen.
Eine einmalige Augenuntersuchung ist bei Schädel-Hirn-Trauma-Patienten unabhängig von dessen Vigilanz aber auf jeden Fall sinnvoll, nämlich um ggf. äußere Verletzungen des Auges zu diagnostizieren und um einen neurologischen Eingangs-Status zu erheben. CB