Abseits der Praxis ...

Praxis-Depesche 6/2020

Rasende Ärzte

Kardiologen fahren die luxuriösesten Autos. Klingt wie ein Klischee, ist aber wissenschaftlich belegt. Das – und noch ein paar weniger klischeehafte Erkenntnisse – ergab eine Studie des BMJ, in der Forscher das Fahrverhalten US-amerikanischer Ärzte analysierten.
Ihre Informationen entnahmen die Autoren der Verkehrssünder-Kartei in Florida, USA. Zwischen 2004 und 2017 hatten über 5.000 Ärzte wegen überhöhter Geschwindigkeit 14.560 Strafzettel kassiert. Damit waren Ärzte im Durchschnitt nicht häufiger zu schnell unterwegs als NichtÄrzte. Besonders oft schuldig machten sich männliche und junge Ärzte.
Innerhalb der medizinischen Fachdisziplinen hatten es Psychiater am eiligsten. Im Vergleich zu Anästhesiologen, die man als „Baseline“ definierte, war die Wahrscheinlichkeit einer Geschwindigkeitsüberschreitung bei Psychiatern um etwa 50 % gesteigert. Die höchsten Geschwindigkeiten in den Radarfallen erreichten Orthopäden: Sie wurden mit durchschnittlich 27 km/h zu viel auf dem Tacho geblitzt.
Unter den Ärzten, die ein Knöllchen erhielten, war der Besitz eines Luxusautos bei Kardiologen am häufigsten. So war fast jeder zweite geblitzte Kardiologe in einem Wagen der Luxusklasse unterwegs. Die rasenden Psychiater fuhren dagegen nur halb so oft einen Luxuswagen. Auch die Autos von Notfallmedizinern, Allgemeinmedizinern und Kinderärzten fielen vergleichsweise bescheiden aus. Zuletzt prüften die Forscher, ob Polizisten gegenüber ärztlichen Verkehrssündern öfter Milde walten lassen als üblich. Das war aber nicht der Fall – interessanter Nebenbefund: Rasende Frauen und ältere Menschen kamen überdurchschnittlich oft glimpflich davon – egal, ob Mediziner oder nicht. RG
Quelle: Zimerman A et al.: The need for speed: observational study of physician driving behaviors. BMJ 2019; 367: l6354

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