Editorial

Praxis-Depesche 1/2017

Rauchen und saufen für die Forschung

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

Werfen Sie alle guten Vorsätze für das neue Jahr über Bord! Naja, vielleicht nicht alle, aber zumindest die Vorsätze, die das Rotwein-Trinken betreffen. Naja, aber auch nur dann, wenn Sie nach dem Rotwein auch noch eine rauchen möchten. Dieser Rat ist wissenschaftsbasiert, Kardiologen der Universitätsklinik des Saarlandes sei Dank!
In einem heroischen (Selbst?)Versuch untersuchte eine Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Michael Böhm die Auswirkung von Rotwein- Konsum auf das Schädigungspotenzial von Tabakrauch (Schwarz V et al., Am J Med 2017). Es kam heraus, dass ein Gläschen Rotwein (in dieser Studie ein Château Haut Pontet – Saint-Émilion Grand Cru aus 2005) die negativen Effekte des Rauchens (Gauloises red) auf zellulärer und vaskulärer Ebene kompensieren kann. Im Rahmen der Studie rauchten 20 gesunde Freiwillige (alle mit medizinischem Beruf und eigentlich Nichtraucher) drei Zigaretten, und die Hälfte der Probanden trank zuvor oben genannten Wein bis zu einer „Ziel-Betrunkenheit“ von 0,75 Promille. Dabei nahm man ihnen Blut ab und führte allerlei laborchemische Tests durch (Immuno assays, immun magnetische CD14+-Monozyten-Separation und anderes aufwändiges Zeug). Der Tabakqualm zeigte die vermuteten schädlichen Einflüsse wie Leukozytose, Neutrophilie, Erhöhung von diversen Mikropartikeln (endothelial, thrombo- und monozytär), IL-6- und TNFa-Hochregulierung und Reduzierung der Telomerase-Aktivität. Durch das Weintrinken wurde die negative Beeinflussung dieser Marker für Endothelschaden und Inflammation völlig aufgehoben.
Natürlich sind diese Ergebnisse nur auf den Genuss eines 2005er Château Haut Pontet – Saint-Émilion Grand Cru anwendbar. Dennoch gilt unser uneingeschränkter Dank den selbstlosen Forschern aus dem Saarland für diese erfreulichen Ergebnisse zum Jahresauftakt.
Ihr
Dr. med. Christian Bruer
Chefredakteur

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