Nach der Behavioral Susceptibility Theory (BST) hängt die Art, wie eine Person auf Nahrungsaufnahme und Sättigung reagiert, einerseits in hohem Maße von den Genen ab, andererseits von verschiedenen individuellen Einfluss- und Umweltfaktoren. Dazu gehören auch Lernmuster (man denke an den Pawlowschen Hund), ein „Gedächtnis“ und neuronale Veränderungen im Zusammenhang mit Ernährungsreizen. Forschende aus den USA versuchten es in einem Abnehmprogramm daher nicht mit klassischen Diätregeln, sondern versuchten, die Nahrungs- und Sättigungsreaktionen der Teilnehmenden zu optimieren (Reizregulation, regulation of cues, ROC). Im Fokus standen also Reaktionen auf sensorische Reize wie Reklametafeln oder das Klingeln der Glocke des Eisverkäufers, sowie assoziative Erinnerungen, die mit Essenserlebnissen verbunden sind (z. B. der Besuch bei Oma, die immer Kuchen gebacken hat).
Insgesamt 271 Erwachsene (81,6 % Frauen) mit Durchschnittsalter von 46,97 Jahren und mittlerem BMI von 34,59 nahmen an dem Programm teil. Jeweils rund 70 Teilnehmer:innen erlernten entweder Methoden zur Reizregulation (regulation of cues, ROC), erhielten nur ein verhaltensbasiertes Abnehmprogramm (behavioral weight loss, BWL), nahmen an einem kombinierten Programm teil (ROC + BWL) oder dienten als aktive Vergleichsgruppe (AC). Im Programm zur Reizregulation lernten die Teilnehmer:innen, ihr Bewusstsein für Trigger-Situationen zu schärfen, die zu übermäßigem Essen führen, Bewältigungsstrategien und Selbstkontrolle. Der BWL-Gruppe wurden individuelle Kalorienziele und Empfehlungen zur Verhaltensänderung gegeben, darunter Selbstüberwachung, Essensplanung und kognitive Strategien zur Rückfallprävention. Die AC-Gruppe erhielt eine Schulung zu Nahrungsaufnahme, Stress als Risikofaktor für Gewichtszunahme, achtsamkeitsbasierter Stressreduktion, Schlafhygiene und Zeiteinteilung. Jedes Programm dauerte zwölf Monate und umfasste 26 90-minütige Gruppensitzungen.
Gegenüber der aktiven Vergleichsgruppe sank der BMI in allen Interventionsgruppen ab und war 24 Monate nach Studienbeginn ähnlich. Allerdings nahmen die meisten Teilnehmer:innen in der einjährigen Nachbeobachtung nach Ende des Programms wieder zu, mit Ausnahme der Proband:innen der ROC-Gruppe, bei welchen sich das Gewicht stabilisierte. Vor allem Patient:innen, die sehr stark auf Essreize reagieren, können in ROC-Programmen lernen, mit der Zeit weniger stark auf diese Reize zu reagieren, sodass es auf Dauer leichter wird, den beständigen Versuchungen nicht nachzugeben. GS