PCI-Technologie

Praxis-Depesche 12/2017

Resorbierbarer Stent bringt's nicht

Die lange eingesetzten metallischen Stents mit Beschichtung haben sich bewährt, aber es gibt langfristige Komplikationen. Um diese zu vermeiden, hat man Stents entwickelt, die sich im Laufe der Zeit selbst auflösen.

Kommentar

Ein Kommentatoren-Triumvirat sieht es als bewiesen an, dass das Absorb BVS den derzeit üblichen Stents unterlegen ist. Ob die Nachteile durch Modifikation der Implantationstechnik (Meidung kleiner Koronarien, längere Thrombozytenhemmung) reduziert werden können, wird diskutiert. Man kann aber hoffen, dass Modifikationen des BVS künftig die in dieses Konzept gesetzten Erwartungen erfüllen werden.

Piccolo R et al.: Bioresorbable scaffolds: in search of event-free dissolution. Ebd. 720-22
Bei allen metallischen Stents kann es – oft nach 20 Jahren oder mehr – zu Komplikationen wie expansives Remodelling, Bruch des Gerüsts, abnorme Gefäßbildungen und Neoatherosklerose kommen. Die neuen „bioresorbable vascular scaffolds“ (BVS) sollen für begrenzte Zeit die ehemalige Stenose offen halten, dann aber vom Körper komplett abgebaut werden. Damit erhofft man sich das Ausbleiben später Komplikationen.
Bei bisherigen Studien mit dem am häufigsten eingesetzten Produkt dieser Art, Absorb BVS sah man einerseits einen ähnlichen Nutzen im Vergleich zu konventionellen Stents, andererseits aber auch gewisse Risiken. Einige Komplikationen traten in der Periode der aktiven Bioresorption des BVS auf. Die bisherigen Studien waren aber underpowered, um seltenere Ereignisse zu erfassen. Daher nahm eine multinationale Arbeitsgruppe eine Analyse diesbezüglicher Studien mit Ergebnissen über zwei Jahre vor.
Sieben identifizierte Studien schlossen 5583 Patienten ein, die auf Absorb BVS oder einen metallischen Stent mit Everolimus-Beschichtung randomisiert worden waren. Beurteilungskriterium war eine Kombination aus kardialer Mortalität, Zielgefäß-Infarkt und erneuter Revaskularisation am Zielgefäß. Als Sicherheitskriterium galt eine Thrombose im Stent.
Für den BVS-Stent ergab sich für zwei Jahre ein höheres Risiko beim kombinierten Endpunkt (9,4% versus 7,4%, signifikant). Die kumulative Zweijahres-Inzidenz von Stentthrombosen war beim BVS erhöht (2,3% versus 0,7%, signifikant). Zwischen Jahr 1 und 2 war ein Anstieg des Komplikationsrisikos zu verzeichnen.
Die Ursachen der Misserfolge mit dem BVS werden derzeit erforscht. Dazu dürften eine zu geringe Expansion des Device gehören, aber auch Prozesse während der Resorption.
Die Auslieferung des Abbott-BVS wurde zum 14. September 2017 gestoppt. WE
Quelle:

Ali ZA et al.: 2-year outcomes with the Absorb bioresorbable scaffold for treatment of coronary artery disease: a systematic review and meta-analysis of seven randomised trials with an individual patient data substudy. Lancet 2017; 390: 760-72

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