Isolierte Rifampicin-Resistenzen von Mycobacterium tuberculosis werden immer öfter beobachtet, vor allem bei HIV-Patienten. Da zwischen Rifampicin, Rifabutin und Rifapentin eine Kreuzresistenz der Erreger zu bestehen scheint, wurde der Begriff "Rifamycin-Monoresistenz" geprägt. In einer Studie wurden 61 HIV-Patienten mit Lungen-Tbc nach einer zweimonatigen Induktionstherapie (Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid, Ethambutol) randomisiert und mit 900 mg Isoniazid und 600 mg Rifapentin (einmal wöchentlich, Gruppe 1) oder mit 900 mg Isoniazid und 600 mg Rifampicin (zweimal wöchentlich, Gruppe 2) behandelt. In Gruppe 1 rezidivierten fünf Patienten, in Gruppe 2 nur drei. Vier der fünf Patienten aus Gruppe 1 wiesen eine Rifamycin-Monoresistenz auf, dagegen keiner der drei Patienten aus Gruppe 2. Die Patienten, die eine Rifamycin-Monoresistenz hatten und ein Rezidiv entwickelten, waren jünger, hatten niedrigere Ausgangs-CD4-Zellzahlen, hatten häufiger extrapulmonale Tbc-Manifestationen und waren häufiger mit Antimykotika behandelt worden. Möglicherweise sind eine hohe Belastung mit den Mykobakterien der HIV-Patienten oder die Medikamenten-Interaktionen eine Erklärung für die Resistenzbildung. Bei den über 1 000 HIV-negativen Patienten der Studie (das Follow-up ist noch offen) trat bislang allerdings kein einziger Fall einer Rifamycin-Monoresistenz mit Rezidiv auf. (UB)
Tuberkulose
Praxis-Depesche 9/2000
Rifamycin-Monoresistenz bei AIDS-Patienten
HIV-Patienten mit Tuberkulose sollten nicht mit einem Regime behandelt werden, das die einmal wöchentliche Gabe von Rifapentin und Isoniazid beinhaltet. Dabei besteht nämlich das Risiko, dass es infolge einer erworbenen Rifamycin-Monoresistenz zu einem Rezidiv kommt.
Quelle: Vernon, A: Acquired rifamycin monoresistance in patients with HIV-related tuberculosis treated with once-weekly rifapentine and isoniazid, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 353 (1999), Seiten: 1843-1847