Zertifizierte Fortbildungen für Ärzte und Apotheker

Praxis-Depesche 1-2/2020

Schilddrüsenfunktion – Mykosen – Typ-2-Diabetes

Fertilität und der Mythos vom zu hohen TSH – neue Therapieoptionen bei Typ-2-Diabetes weisen den Weg – Zivilisationskrankheit Onychomykose
Fertilität ist nicht das Problem Die Schilddrüsenfunktion ist einem lebenslangen Wandel unterworfen. In seinem Vortrag „Schilddrüse: vom Kinderwunsch bis ins hohe Alter“ lagen Prof. Onno Janßen, Köln, besonders die Themen Kinderwunsch und Schwangerschaft am Herzen, da in diesen Bereichen noch immer einige Falschannahmen hinsichtlich der „optimalen“ Schilddrüsenwerte kursieren. So sei es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass ein TSH-Spiegel über 2,5 mlU/l die Chancen auf eine Schwangerschaft mindere, wie Janßen betonte. „Womit der TSH-Spiegel etwas zu tun hat, ist der Schwangerschaftsverlauf.“ Doch auch hier sei der Einfluss geringer als allgemein angenommen. So zeigte eine chinesische Studie an 200.000 Schwangeren, dass sogar ein TSH-Wert von über 10 mlU/l das Risiko für einen Abort oder eine Frühgeburt nur minimal erhöhte. Natürlich sollten die Schilddrüsenwerte im Auge behalten werden, viel wichtiger ist aber die Supplementation mit Jod – im Optimalfall schon bei Kinderwunsch. Auch in diesem Fall ist der Grund nicht eine bei Jodmangel vermeintlich beeinträchtigte Fertilität. Vielmehr gibt es überzeugende Daten, dass sich die Einnahme von Jod positiv auf den IQ des Kindes auswirkt. Dabei ist die Annahme, eine Jod- Supplementaion wäre bei Hashimoto kontraindiziert, ein weiterer Fehlglaube. „Einzige Kontraindikation ist die floride Hyperthyreose“, stellte Janßen richtig.
 
Immer mehr Kinder mit Nagelpilz
Schätzungen zufolge ist jeder zweite über 65 Jahren von Nagelpilz betroffen. „Doch auch Kinder trifft es immer öfter“, warnt Dr. Ulrike Gunkel in ihrem Vortrag „Mykosen der Haut und der Nägel“. Ansteckungsquelle Nummer eins bei Kindern sind unbehandelte Familienmitglieder. Da Mikroverletzungen des Nagels die Pilzinfektion begünstigen, gilt außerdem sportliche Betätigung als wichtiger Risikofaktor für eine Onychomykose bei jüngeren Patienten.
Gunkel betont, dass es sich bei Nagelpilz um eine Infektionskrankheit handelt, die in jedem Fall behandelt werden müsse – nicht nur um eine Übertragung auf Mitmenschen zu vermeiden, sondern auch um Effloreszenzen in anderen Körperarealen zu verhindern. „Dabei ist es die halbe Miete, dass die Diagnose stimmt“. Genau das ist bei Mykosen der Nägel aber oft besonders verzwickt. Typisch ist die bröckelige, weiche Konsistenz des befallenen Nagels, wobei der Pilz von lateral oder vom Nagelrand nach innen wandert. Goldstandard der mykologischen Diagnostik ist immer noch die Pilzkultur, deren Kosten vollständig von der Krankenkasse übernommen werden.
Handelt es sich offensichtlich nicht um einen Pilz, ist die Liste der Differenzialdiagnosen lang: Denkbar sind eine Schuppenflechte der Nägel (die in einigen Fällen sogar isoliert auftritt), ein so genannter „Holznagel“, hervorgerufen durch eine Nagelwachstumsstörung, eine Knötchenflechte (häufig getriggert durch Antimykotika) oder das „Yellow Nail Syndrom“.
 
Besser früh intensiv therapieren
Der Vorteil einer intensiven Blutzuckersenkung im Vergleich zur konventionellen Behandlung von Typ-2-Diabetes nach Stufenschema war lange umstritten. Auslöser der Diskussion waren Studien, die keinen bzw. einen negativen Effekt einer aggressiven HbA1c-Reduktion auf das makrovaskuläre Risiko belegten, wie Prof. Norbert Stefan, Tübingen, in seinem Vortrag „Orale 3-fach Therapie – ist das die Zukunft?“ ausführte. Wegweisend sei schließlich die Entwicklung neuer Therapieoptionen gewesen, allen voran GLP-1-Analoga und SGLT-2-Inhibitoren. Diese Substanzen zeigten auch hinsichtlich des makrovaskulären Risikos eine eindeutig positive Wirkung.
Neben dem Sicherheitsprofil sind bei der Wahl des Antidiabetikums drei Faktoren entscheidend: Der Schutz von β-Zellen, die Vermeidung von Hyperglykämien sowie einer Gewichtszunahme. Verglichen mit konventionellen Therapieoptionen wie Sulfonylharnstoffen erwiesen sich GLP-1-Analoga und SGLT-2-Inhibitoren in allen drei Punkten als überlegen.
Dabei ist die stufenweise Intensivierung der Therapie deshalb nicht ideal, weil durch den phasenweise erhöhten HbA1c-Spiegel β-Zellen schneller zu Grunde gehen. Besser sei es, nach dem Prinzip „Hit hard, early and safe“ vorzugehen, so Stefan. Das heißt: Möglichst früh bei Manifestation eine niedrignormale Blutzuckereinstellung zu erreichen. Dank moderner Antidiabetika ist das inzwischen auch bei Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen ohne ein erhöhtes Komplikationsrisiko möglich. RG
Quelle: Verfügbare Termine zur kostenfreien Teilnahme und weitere Informationen finden Sie unter www.dasfoko.de

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x