Obstruktive Schlafapnoe

Praxis-Depesche 3/2022

Schläfrig trotz erfolgreicher CPAP

Etwa jeder zweite OSA-Patient leidet an exzessiver Tagesschläfrigkeit (excessive daytime sleepiness, EDS) – häufig unbemerkt. Bei bis zu 22 % der OSA-Patienten persistiert die Schläfrigkeit selbst dann, wenn die OSA erfolgreich behandelt werden konnte. Eine aktuelle Studie verrät, wie man dem Problem auf die Schliche kommt und was man dagegen tun kann.
Kommentar
Lassen Sie bei der Evaluation der EDS und der Adhärenzkontrolle nach Möglichkeit auch den Bettpartner/die Bettpartnerin eine Einschätzung abgeben – so werden die Angaben präziser!
Exzessive Tagesschläfrigkeit schlägt auf die Stimmung, mindert die Lebensqualität und die kognitive Funktion, was nicht nur zu Problemen am Arbeitsplatz und im Sozialgefüge, sondern auch zu einer erhöhten Unfallrate im Straßenverkehr führen kann. Angesichts der sehr hohen Prävalenz der OSA (ca. 1 Milliarde Betroffene weltweit) und der begrenzten Kapazität von Schlaflaboren, ist es sinnvoll, einfache Fälle bereits in der Primärversorgung aufzufangen. Dabei gilt es, proaktiv zu handeln. Denn vielen Personen mit OSA ist die exzessive Schläfrigkeit gar nicht bewusst oder sie empfinden sie als bloße „Müdigkeit“, die nicht weiter stört. Es empfiehlt sich daher, generell alle Patient:innen in OSA-Behandlung auf das Vorliegen einer EDS zu untersuchen. Am einfachsten gelingt dies mithilfe von Fragebögen zur Selbstbeurteilung wie dem Epworth Sleepiness Scale (ESS), bei dem ein Score > 10 auf eine EDS hindeutet.
 
Blick auf die CPAP-Adhärenz
Um die Ursache der EDS zu klären, sollte man zunächst prüfen, wie es um die Adhärenz bei der primären OSA-Therapie bestellt ist (idealerweise anhand aufgezeichneter Daten), da sich die Schläfrigkeit häufig schon durch eine längere Andwendung der CPAP (continuous airway pressure) bessern lässt. Im Anschluss sollte durch Monitoring des AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index) sichergestellt werden, dass die OSA-Therapie optimal gestaltet ist und alle dazu nötigen Tools einwandfrei funktionieren. Als Nächstes sollte man Lebensstilfaktoren in den Fokus nehmen, allen voran Schlafmangel und schlechte Schlafhygiene. Weitere mögliche Ursprünge der EDS sind bestimmte Medikamente (Sedativa, Opioide und manche Antihistaminika), Substanzmissbrauch, Depression oder komorbide Schlafstörungen (häufig Insomnie oder Narkolepsie). Im Zweifel hilft eine Überweisung zum Schlafmediziner bei der Differenzialdiagnose und ggf. bei der Pharmakotherapie, wenn die residuale EDS nach Ausschluss aller genannten Ätiologien weiter besteht. Geeignete Substanzen sind Solriamfetol sowie off-label das zur Behandlung der Narkolepsie zugelassene Pitolisant. OB
Quelle: Rosenberg R et al.: Residual excessive daytime sleepiness in patients treated for obstructive sleep apnea: guidance for assessment, diagnosis and management. Postgrad Med 2021; 133(7): 772-83

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