Kognitive Beeinträchtigung bei Älteren
Praxis-Depesche 5/2020
Schlaf kann geistige Fähigkeiten beeinflussen
In einer chinesischen Beobachtungsstudie wurde der Zusammenhang zwischen selbsteingeschätzter Schlafdauer und der kognitiven Leistungsfähigkeit bei älteren Menschen untersucht. Auch im Alter ist guter Schlaf wohl von Bedeutung.
Eingeschlossen in die Studie waren 1.115 Personen im Alter von 60 Jahren und älter aus drei chinesischen Großstädten. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde anhand des Mini-Mental-Status-Test (MMST) mit Punktezahlen zwischen 0 und 30 bewertet. Dabei lagen 25,7 % der Teilnehmer unter dem medianen Wert von 24 Punkten, was als kognitiv beeinträchtigt eingestuft wurde. Ein höherer Bildungsgrad war mit einem geringeren Risiko für kognitive Einschränkungen verbunden (p < 0.001). Die selbsteingeschätzte Schlafdauer lag bei 16,5 % der Personen unter sechs Stunden, bei 9,7 % über acht Stunden, wobei Personen, die Gesundheitsrisiken unterlagen, im Durchschnitt länger schliefen als die Gesunden. Teilnehmer, die sich körperlich betätigten, tendierten eher zu einer normalen täglichen Schlafdauer von sechs bis acht Stunden. Adjustiert nach demographischen Faktoren, Lifestyle und Begleiterkrankungen zeigte sich eine verstärkte kognitive Einschränkung bei Personen mit weniger als sechs Stunden Schlaf mit einer OR von 2,54 und bei Personen mit über acht Stunden Schlaf mit einer OR von 2,39. Die Daten dieser Studie liefern einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Schlafdauer und der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter, zeigen jedoch noch nicht die dafür zugrundeliegenden Mechanismen auf. Für letzteres bedarf es weiterer nunmehr begründeter substanzieller Studien. GH
Quelle: Ding G et al.: Both short and long sleep durations are associated with cognitive impairment among community-dwelling Chinese older adults Medicine (Baltimore) 2020; 99(13): e19667. doi:10.1097/ MD.0000000000019667