Praxis-Depesche 5/2004

Schmerz durch eingeklemmten N. pudendus

Ein eingeklemmter Nervus pudendus ist eine Rarität. Dieser Umstand war auch das Problem eines jungen Mannes mit schwersten Schmerzen, bei dem erst nach 32 Monaten die richtige Diagnose gestellt wurde.

Der Medizinstudent entwickelte schwere linksseitige Hodenschmerzen. Sie verstärkten sich in sitzender Position. Erleichterung stellte sich ein, wenn der Patient stand oder lag oder auf einem Toilettensitz saß. An ein auslösendes Ereignis konnte sich der Mann nicht erinnern; es bestand aber ein zeitlicher Zusammenhang mit FahrradTrainingseinheiten. Nach 18 Monaten kamen Proktalgie und Dyschezie hinzu. Die Schmerzen ließen auch im Stehen nicht mehr nach. Eine Kortikoid-Lokalanästhetikum-Injektion in den Pudendus-Kanal brachte nur kurz Erleichterung. In 32 Monaten konsultierte der verzweifelte Patient 15 verschiedene Spezialisten. Er war ans Bett gefesselt, als er chließlich elektromyographisch untersucht wurde. Es ergab sich eine Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeit des linken N. pudendus, die Diagnose lautete linksseitige Neuropathie des N. pudendus. Der Nerv wurde einer chirurgischen Dekompressionsbehandlung zugeführt. Hier zeigte sich auch der Grund für die Schmerzen: Der N. pudendus wurde gegen den Pudendus-Kanal gedrückt und durch die scharfe inferiore Grenze des Ligamentum sacrospinale komprimiert. Nach Lageveränderung des eingeklemmten Nervs erholte sich der Patient zunehmend. Nach elf Monaten war er in der Lage, sein Studium weiterzuführen.

Quelle: Ramsden, CE: Pudendal nerve entrapment as source of intractable perineal pain, Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF PHYSICAL MEDICINE AND REHABILITATION, Ausgabe 82 (2003), Seiten: 479-484

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