Um zu untersuchen, wie körperlicher Schmerz das soziale Verhalten beeinflust, luden Forscher in China 112 Studenten zu einem Vertrauensspiel ein. Hierfür teilte man die Teilnehmer nach ihrem Geschlecht auf und ließ jeweils vier Männer bzw. vier Frauen gegeneinander antreten. In jeder Runde wurde einem der vier Spieler eine Summe von 20 Yuan (entspricht etwa 2,60 €) anvertraut. Seine Aufgabe war es, einen frei wählbaren Teil des Geldes einem anderen Mitspieler anzuvertrauen. Anschließend wurde die geliehene Geldmenge verdreifacht und der Beschenkte konnte wieder einen freien Teilbetrag an den Geldgeber zurückgeben, den dieser dann behalten durfte.
Etwa 30 Minuten vor dem Spiel wurden jeweils zwei Teilnehmer mit einer Capsaicin- Creme am Unterarm behandelt, die übrigen zwei mit einem Plazebo-Topikum. Tatsächlich veränderte der durch das Capsaizin induzierte Schmerz die Spielweise, allerdings nur bei Frauen. Sie gaben deutlich mehr Geld weiter, wenn der Unterarm schmerzte, als wenn er es nicht tat. Wie weitere Versuche zeigten, lag dies nicht an einer unter Schmerz erhöhten Risikobereitschaft. Auch schien die erhöhte Vertrauensbereitschaft der Frauen kein Akt der Nächstenliebe zu sein, sondern fußte auf der Erwartung eines höheren Geldgewinns. Wahrscheinlich resultiert das gesteigerte Vertrauen aus der Tendenz von Frauen, Schmerzen eher emotional zu verarbeiten.
Bei Männern beeinflusste der Schmerz das Vertrauensmaß nicht – vermutlich, weil sie eher dazu neigen, Schmerzen mit kognitiven Bewältigungsstrategien wie Ablenkung zu verarbeiten. Unabhängig vom Schmerz vertrauten Männer anderen aber größere Geldsummen an als Frauen. Die Autoren führen dies auf eine erhöhte Risikobereitschaft zurück. OH