Hilft topische Anästhesie?

Praxis-Depesche 6/2016

Schmerzempfinden und Angst vor Spritzen

Angst vor Spritzen – ist sie stärker ausgeprägt als der Schmerz selbst? Hilft die vorherige Applikation eines topischen Lokalanästhetikums wie EMLA? Zur Klärung dieser Fragen ließen schwedische Forscher die Schmerz- und Angstlevel von Kindern im Alter von einem bis 18 Jahren durch die Eltern dokumentieren. Die Ergebnisse waren eindeutig.

Schwedische Forscher untersuchten den Effekt von pharmakologischen Interventionen auf das Schmerz- und Angstlevel bei 151 Kindern, welchen ein subkutan gelegter intravenöser Zugang (Port) entweder mit der Studienmedikation (Midazolam, Morphin, Paracetamol) oder mit Plazebo punktiert werden sollte. Alle Kinder erhielten zirka 60 Minuten vor der Punktion eine topische Anästhesie mit EMLA. Ein Elternteil sollte dann anhand der visuellen Analogskala (VAS) das Schmerz- und Angstempfinden seines Kindes dokumentieren. Zusätzlich wurden die Kortisolspiegel während und 30 Minuten nach der Punktion bestimmt. Im Mittel wurde während der Portpunktion ein VAS-Wert von 28 mm für die bestehende Angst dokumentiert, der VAS-Mittelwert für Schmerz lag bei 17 mm (n=151, p<0,001). Die mittleren Kortisolwerte im Serum lagen bei 205 mmol/l direkt nach der Injektion und gingen innerhalb von 30 Minuten auf einen mittleren Wert von 177 mmol/l zurück. Das Elternurteil zeigte, dass die Kinder mehr Angst als Schmerz verspüren, wenn vorher eine effektive topische Anästhesie durchgeführt wurde.
Zu den Schwachstellen der Untersuchung zählten die Ängstlichkeit bzw. Spritzenangst der Eltern selbst, eine distanzierte Eltern-Kind-Beziehung mit der Folge von Fehleinschätzungen sowie, dass zuvor mit Portpunktion behandelte und daher möglicherweise ängstlichere Kinder ausgeschlossen wurden. VW
Quelle:

Hedén L et al.: The relationship between fear and pain levels ... Eur J Pain 2016; 20: 223-30

ICD-Codes: R20.0

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x