Neuropathische Schmerzen

Praxis-Depesche 10/2016

Schmerzen richtig einordnen

2008 wurden neuropathische Schmerzen von der International Association for the Study of Pain (ISAP) neu definiert, als Schmerz, der von einer Läsion oder Erkrankung des somatosensorischen Nervensystems verursacht wird. Gleichzeitig wurde ein neues Bewertungssystem eingeführt, das sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Um es für die Praxis nutzbarer zu machen, haben Experten das System noch einmal überarbeitet.

Das neue Bewertungssystem beschreibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Schmerzen neuropathischer Natur sind:
Neuropathische Schmerzen liegen möglicherweise vor, wenn als Ursache eine neurologische Läsion oder Erkrankung des somatosensorischen Nervensystems vermutet wird, und andere Ursachen wie Entzündungen weniger wahrscheinlich sind. Entsprechende Hinweise liefern verschiedene Fragebögen wie der LANSS, das neuropathic pain questionnaire oder der painDETECT. Das zweite Kriterium ist die anatomische Übereinstimmung der Schmerzverteilung mit der vermuteten Lokation der Läsion bzw. Erkrankung.
Neuropathische Schmerzen liegen wahrscheinlich vor, wenn klinische Untersuchungen den Verdacht auf die Läsion/Erkrankung unterstützen. Im Optimalfall kann ein partieller oder vollständiger Verlust einer oder mehrerer Sinnesmodalitäten in Übereinstimmung mit der vermuteten Ursache bestätigt werden (z. B. eingeschränkte Wahrnehmung von Kälte).
Neuropathische Schmerzen gelten als sicher, wenn die Läsion/Erkrankung durch einen objektiven diagnostischen Test bestätigt wurde, z. B. der Nachweis von Schlaganfällen, Rückenmarksverletzungen oder multipler Sklerose durch ein CT oder MRT oder der hautbioptische Nachweis einer verringerten intraepidermalen Nervenstrangdichte. OH
Quelle:

Finnerup NB et al.: Neuropathic pain: an updated grading system for research and clinical practice. Pain 2016; 157(8): 1599-605

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