Jugendliche mit Schlafproblemen

Praxis-Depesche 8/2016

Schmerzes Bruder, Schmerzes Schwester

Zwischen Schlaf und Schmerz nahm man schon lange eine bidirektionale Verbindung an. Eine aufwändige longitudinale Kohortenstudie zeigte nun einige für die Praxis relevante Beziehungen der beiden „Geschwister“ auf.

Die Daten wurden der Studie „Dutch TRacking Adolescents’ Individual Lives Survey“ entnommen und longitudinal analysiert (1753 Teilnehmer, Alter im Schnitt 19,0 Jahre, Befragung an zwei aufeinander folgenden Zeitpunkten mit Intervall von drei Jahren).
Zu Beginn (T1) klagten 37% über Schlafprobleme, drei Jahre später (T2) waren es 52%. Am häufigsten wurden Einschlafschwierigkeiten genannt, gefolgt von schlechtem Schlaf, frühzeitigem Erwachen, Wachliegen und Schlafmitteleinnahme. Schlafprobleme waren dabei generell assoziiert mit chronischen Schmerzen, muskuloskelettalen Schmerzen und der Kopfschmerzund Bauchschmerzstärke. Schlafprobleme zu T1 erhöhten die Wahrscheinlichkeit für chronische Schmerzen an T2 (drei Jahre später) signifikant. Schlafprobleme konnten sowohl neu auftretenden Schmerz als auch über die Zeit persistierende Schmerzen vorhersagen. Litt ein Jugendlicher zunächst unter allen geschilderten Schlafproblemen, so stieg sein Risiko für chronische Schmerzen drei Jahre später von 14% auf 38% (im Vergleich zu Personen, die zu Beginn keine Schlafprobleme berichteten).
Die stratifizierte Analyse der Daten erbrachte allerdings einen „alles überschattenden“ Einflussfaktor: das Geschlecht. Die Assoziationen galten ausschließlich für Frauen.
Fabula docet: Bei der Therapie von jungen Frauen mit (muskuloskelettalen) Schmerzen sollte man auch Schlafprobleme adressieren. CB
Quelle:

Bonvanie IJ et al.: Sleep problems and pain: a longitudinal cohort study in emerging adults. Pain 2016; 157: 957-63

ICD-Codes: G47.2

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