25th United European Gastroenterology (UEG) Week

Praxis-Depesche 4/2018

Screening auf Darmkrebs ab 45 – H. pylori & Magen-Ca – Zöliakie

28. Oktober bis 1. November 2017 in Barcelona: Täglich heftige politische Demonstrationen in der Innenstadt – in der Halle 8 der „Fira Gran Via“ jedoch konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der knapp 13 000 Teilnehmer aus 118 Staaten auf spannende Vorträge zum Thema Gastroenterologie.

Darmkrebs-Screening schon ab einem Alter von 45 Jahren sinnvoll
 
Das kolorektale Karzinom (CRC) ist mit 215 000 Betroffenen die zweithäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle in Europa. Jüngsten Untersuchungen zufolge werden drei von zehn CRC-Diagnosen heute bei Personen unter 55 Jahren gestellt – doch noch immer starten die meisten Screeningprogramme in Europa erst ab einem Alter von 50 bis 55 Jahren oder gar ab 60 Jahren.
Französische Wissenschaftler um Dr. David Karsenti, Paris, analysierten kürzlich 6027 Koloskopie- Daten und fanden eine 400%ige Zunahme der Befund-Erkennungsrate bei Patienten im Alter zwischen 45 und 49 im Vergleich zu Patienten im Alter von 40 bis 44 Jahren. Die Detektionsrate bei Neoplasien war bei Personen zwischen 45 und 49 Jahren ebenfalls um 8% höher als bei Patienten im Alter zwischen 50 und 54 Jahren. Die mittlere Anzahl von Polypen sowie die Adenom-Erkennungsrate nahmen in den Altersgruppen 40 bis 44 und 45 bis 49 ebenfalls um 95,8% bzw. 95,4% zu.
„Unabhängig von der Art des Screenings zeigen unsere Ergebnisse, dass das Screening auf Darmkrebs im Alter von 45 Jahren beginnen sollte“, kommentierte Karsenti. Aus Sicht des Experten würde die Einführung dieser Maßnahme die Früherkennung von Darmkrebs bei noch jungen Patienten verbessern und es ermöglichen, auch Polypen rechtzeitig zu identifizieren und zu entfernen, die zu einem späteren Zeitpunkt entarten können.
 
Eradikation von H. pylori reduziert Magenkrebsrisiko – auch noch bei über Sechzigjährigen!
 
Obwohl die H.-pylori-Eradikation in mehreren Studien gezeigt hat, dass sie das Magenkrebsrisiko verringert, gibt es nur begrenzte Daten zum Nutzen der Eradikation bei älteren Menschen (≥60 Jahre). Forscher in Hong Kong haben daher kürzlich eine große bevölkerungsbasierte Studie abgeschlossen, um das Risiko einer Magenkarzinom-Entwicklung nach erfolgreicher H.-pylori-Eradikation in verschiedenen Altersgruppen zu bestimmen und das altersspezifische Risiko in dieser Gruppe von Individuen mit der lokalen Bevölkerung zu vergleichen. Prof. Wai Keung Leung, Hongkong, präsentierte in Barcelona die Ergebnisse:
Die Arbeitsgruppe untersuchte 63 397 mit H.-pylori-infizierte Personen, die im Zeitraum 2003 bis 2012 in Hongkong eine ein- bis zweiwöchige Clarithromycin-basierte Triple-Therapie erhalten hatten. Die Patienten wurden in die Altersgruppen <40 Jahre, 40 bis 59 Jahre und ≥60 Jahre eingeteilt. In der infizierten Gruppe entwickelten insgesamt 153 Personen (0,2%) ein Magenkarzinom, mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 7,4 Jahren (Gesamtinzidenz 3,2 pro 10 000 Personenjahre). Die kumulativen Magenkrebsinzidenzraten in der H.-pylori-Eradikationskohorte über zwölf Jahre waren 0,1%, 0,3% und 0,8% für die Altersgruppen unter 40 Jahren, 40 bis 59,9 Jahre und ≥60 Jahre. Bei einem Vergleich dieser Zahlen mit denen der Allgemeinbevölkerung zeigte sich, dass die über Sechzigjährigen am meisten von der Therapie profitierten. „Unsere Ergebnisse untermauern die Vorteile einer H.-pylori-Eradikation als Magenkrebsvorsorge bei allen infizierten Individuen, und zwar unabhängig von deren Alter“, so der Appell von Leung.
 
Interleukin-2 zur Differenzierung von Zöliakie oder Nicht-Zöliakie-Gluten- Sensitivität (NCGS)
 
Prof. Knut Lundin, Oslo, präsentierte eine elegante Lösung, um mit einer einzigen Gluten-Provokation anhand der Messung des Zytokins Interleukin-2 (IL-2) im Plasma zwischen einer Zöliakie bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und einer nicht-zöliakischen Glutenempfindlichkeit (NCGS) zu unterscheiden. Seine Arbeitsgruppe bewertete 19 Personen mit Zöliakie/CED und 49 Personen mit NCGS, die vorher alle auf eine glutenfreie Diät gesetzt worden waren. Ein standardisierter Müsliriegel mit 5,7 Gramm Gluten diente als Provokationstest: Vor der Einnahme des Riegels sowie zwei, vier und sechs Stunden danach wurden die Blutplasmaspiegel bestimmt. Bereits nach vier Stunden waren die mittleren IL- 2-Werte bei den Testpersonen mit CED um das Zehnfache erhöht, während bei den Patienten mit NCGS nur eine einfache Zunahme (p<0,0001) detektiert werden konnte. „Die Messung von zirkulierenden Zytokinen kann bei der Differenzierung zwischen Zöliakie/ CED und NCGS helfen und ist darüber hinaus einfach durchzuführen“, kommentierte der Experte und forderte dazu auf, das Verfahren weiterzuentwickeln. VW
ICD-Codes: K90.- , C19

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