Junge Frau hält sich die Schilddrüse, die im Details visualisiert ist

Hashimoto-Thyreoiditis

Praxis-Depesche 5/2022

Selen verbessert Schilddrüsenfunktion

Die Wirkung von Selen bei Hashimoto-Thyreoiditis wird kontrovers diskutiert. Einer Studie zufolge kann eine Supplementation mit Selen die Schilddrüsenfunktion der Betroffenen aber tatsächlich verbessern. Der Grund dafür ist vermutlich die antioxidative und Treg-fördernde Wirkung des Spurenelements.
Einige klinische Studien haben gezeigt, dass die Supplementation von Selen (Se) bei Patient:innen mit Hashimoto- Thyreoiditis (HT) die Spiegel der gegen die Schilddrüse gerichteten Antikörper senken und die Funktion des Organs verbessern kann. Andere Publikationen kamen aber zu widersprüchlichen Ergebnissen. In einer prospektiven randomisierten, monozentrischen und unverblindeten Studie versuchte man nun, Klarheit zu schaffen.
In die Studie eingeschlossen waren 90 Personen mit und 36 Personen ohne HT. Die HT-Patient:innen wurden außerdem auf eine Se-Supplementationsgruppe (n = 43) mit 200 μg Selen täglich und eine unbehandelte Kontrollgruppe randomisiert. Die Teilnehmer: innen sollten außerdem über ihre Ernährung einen angemessenen Iodspiegel (100 bis 199 μg/l) erreichen. Bei Baseline sowie nach drei und sechs Monaten wurden die Antikörpertiter gegen Thyroid-Peroxidase (TPOAb) und Thyroglobin (TGAb), die Schilddrüsenhormone, der Serum-Selenspiegel, der Jodspiegel im Urin, die Glutathionperoxidase (GPx3), die Selenoprotein P(SEPP1)-Konzentration sowie die Zahl und Funktion der regulatorischen T-Zellen (Treg) erfasst.
 
Selen lässt autoimmune Antikörper schwinden
Hinsichtlich Alter, Geschlecht und BMI gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der Kontroll- und der HT-Gruppe. Allerdings lag zu Studienbeginn der mittlere urinäre Iodspiegel bei den Teilnehmer:innen mit HT signifikant höher als in der Kontrollgruppe. Der Selenspiegel schwankte zwischen 30 und 200 μg/l, und die meisten Teilnehmer: innen wiesen einen moderaten bis schweren Selenmangel auf.
Nach sechs Monaten gab es keinen signifikanten Unterschied in der Jodversorgung zwischen den mit Selen behandelten und den unbehandelten HT-Patient:innen. Der Selenspiegel der Verum-Gruppe war von initial 73,6 μg/l auf 145,6 μg/l nach drei und 187,2 μg/l nach sechs Monaten signifikant gegenüber der Kontrollgruppe angestiegen.
Parallel stiegen in der Selen-Gruppe auch GPx3 und SEPP1 nach sechs Monaten signifikant an, während in der Kontrollgruppe SEPP1 nach drei und sechs Monaten verglichen mit dem Baseline- Wert abgesunken war.
Die TPOAb-Spiegel sanken über die Dauer der Selensupplementation kontiniuierlich ab und lagen nach sechs Monaten signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe. Auch die TGAb-Titer nahmen in der mit Selen supplementierten Gruppe stärker ab als in der Kontrollgruppe. Der TSH-Wert war gegenüber Baseline unter der Selentherapie leicht gesunken, in der Kontrollgruppe gestiegen (Unterschied nach sechs Monaten signifikant).
Keinen signifikanten Unterschied fand man in der Treg-Zellzahl. Allerdings war der Anteil von aTregs, Helios/Tregs und Helios/aTregs bei den Selen einnehmenden Patient:innen höher als bei den Kontrollen.
Die Studie liefert damit einen weiteren Hinweis dafür, dass eine Selen-Supplementation bei Hashimoto-Thyreoiditis die Schilddrüsenantikörpertiter reduzieren und die Schilddrüsenfunktion verbessern kann. Schaden kann ein Versuch jedenfalls vermutlich nicht, denn Nebenwirkungen der Selenbehandlung konnten in der Studie nicht beobachtet werden. MR
Quelle: Hu Y et al.: Effect of selenium on thyroid autoimmunity and regulatory T cells in patients with Hashimoto’s thyroiditis ... Clin Transl Sci 2021; 14: 1390-1402
ICD-Codes: E06.3
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