Kasuistik

Praxis-Depesche 7-8/2020

Selten bildet die Niere den Bruchinhalt

Parastomale Hernien sind eine häufige Komplikation nach Anlage eines Anus praeter. Typischerweise prolabieren dabei Darmanteile, Fett- oder Mesenterialgewebe. In seltenen Fällen bilden intraabdominale oder sogar retroperitoneale Organe den Bruchinhalt.
Kommentar
Bei abdominalen Beschwerden nach Anlage eines Anus praeter parastomale Hernien in Bezug auf prolabierende Organe im Blick behalten!
US-Mediziner schilderten den Fall eines 59-jährigen, extrem übergewichtigen, mehrfach voroperierten Patientens, bei dem nicht nur Darm, sondern auch mesenteriales und retroperitoneales Fett sowie Teile der rechten Niere und der proximale Ureter den Bruchinhalt bildeten. Die Anlage des rechtsseitigen endständigen Ileostomas war initial in Folge einer ischämischen Kolitis mit Darmperforation erforderlich geworden. Im weiteren Verlauf hatte sich der Patient aufgrund wiederholter Wundinfektionen sowie intraabdominaler und retroperitonealer Abszesse zahlreichen Revisionseingriffen unterziehen müssen. Entdeckt wurde die parastomale Hernie, nachdem sich der Mann aufgrund einer akuten Nierenfunktionsstörung, die jedoch auf eine konkrementbedingte kontralaterale Hydronephrose zurückzuführen war, in der Klinik vorgestellt hatte. Die Nierenstauung behandelten die Mediziner mittels endoskopischer Stenteinlage. Angesichts des deutlich erhöhten Operationsrisikos sowie der unbeeinträchtigten rechtsseitigen Nierenfunktion verzichteten sie auf eine operative Reposition des Bruchinhalts.
Üblicherweise bilden mobile Organe den parastomalen Bruchinhalt, so die Forscher. Dass im beschriebenen Fall die retroperitoneal fixierte Niere in den Bruch einbezogen wurde, sei vermutlich auf die wiederholten retroperitonealen Abszesse, die Adipositas sowie die Voroperationen zurückzuführen. LO
Quelle: Livezey JB et al.: The runaway kidney: a rare case of a parastomal hernia with partial kidney herniation. J Surg Case Rep 2020; 2020(5): rjaa067
ICD-Codes: K46.9

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