Einfühlsamkeit gefragt

Praxis-Depesche 15/2000

Sensibler im Aufklärungsgespräch mit Krebspatienten!

Die meisten Patienten wünschen sich einen Arzt, der im Aufklärungsgespräch über ihre Krebserkrankung auf sie eingeht, ihnen Gefühlsäußerungen erlaubt, ihnen zuhört und sich um Verständnis bemüht. Das bestätigt eine Studie, an der Krebspatienten und ihre Angehörigen bzw. Freunde teilnahmen.

"Patient-zentriert" oder "Arzt-zentriert" waren die von Schauspielern nachgestellten Arzt-Patient-Gespräche, die den Studienteilnehmern (113 Brustkrebs-Patientinnen, 48 Verwandte und Freunde) auf Video vorgeführt wurden. Bei den Gesprächen diskutierten der Arzt und der Patient sowohl die Prognose (ob gut oder schlecht) als auch die weitere Behandlung. Die Patient-zentrierten Gespräche zeichneten sich zum Beispiel dadurch aus, dass der Arzt den Patienten in den Entscheidungsprozess einbezog, ihm erlaubte, Gefühle zu zeigen, Augenkontakt mit dem Patienten hielt, ihm zuhörte und sich durch Nachfragen vergewisserte, dass er alles verstand. Bei den Arzt-zentrierten Gesprächen zeigte der Arzt dagegen keine Empathie, unterbrach den Patienten bei der Schilderung seiner Probleme, kümmerte sich nicht darum, ob er alles verstand und signalisierte Distanz. Die Mehrzahl der Studienteilnehmer bevorzugten den Patient-zentrierten Gesprächsstil - insbesondere dann, wenn die Prognose für den Betroffenen schlecht war. Etwa ein Drittel sprachen sich allerdings für den Arzt-zentrierten Stil aus. Im Einzelfall muss der Arzt also nach wie vor mit viel Fingerspitzengefühl entscheiden, wie er seinem Patienten im Gespräch gegenübertritt. (UB)

Quelle: Dowsett, SM: Communication styles in the cancer consultation: preferecnces for a patient-centred approach, Zeitschrift: PSYCHO-ONCOLOGY, Ausgabe 9 (2000), Seiten: 147-156

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