Reizdarm-Syndrom

Praxis-Depesche 21/2000

Serotonin reguliert Darmmotilität und viszerale Schmerzempfindung

Das Reizdarm-Syndrom ist außerordentlich häufig und beeinträchtigt die Lebensqualität stark. Es wird aber zu selten diagnostiziert und vielfach unzureichend therapiert. Die Erkenntnisse zur pathophysiologischen Rolle des Neurotransmitters Serotonin eröffnen neue Behandlungsmöglichkeiten.

Auf Neuronen der gastrointestinalen Plexus finden sich unterschiedliche Serotonin-Rezeptoren. Über deren Subtyp 5-HT4 werden maßgeblich Tonus und Motilität des Darms, die Sekretion von Flüssigkeit ins Darmlumen und die viszerale Schmerzempfindung reguliert. Über afferente Bahnen besteht eine Verbindung zwischen enterischem und zentralem Nervensystem ("Darm-Hirn-Achse"). Lokale Störungen der Serotonin-Wirkungen können die Darmmotilität beeinträchtigen und zur intestinalen Hypersensitivität führen. Mit dem selektiven 5-HT4-Agonisten Tegaserod werden bei Patienten mit vorherrschender Obstipation die Leitsymptome Schmerzen, Völlegefühl, unregelmäßiger Stuhlgang und ungleichmäßige Stuhlkonsistenz sowie das Gesamtbefinden gebessert. Dies ergab u. a. eine dreimonatige plazebokontrollierte Doppelblindstudie an 881 Patienten. Eine initiale, milde Diarrhö war die einzige Nebenwirkung, die signifikant häufiger als unter Plazebo auftrat. Der 5-HT4-Agonist passiert im übrigen nicht die Blut-Hirn-Schranke; es sind auch keine Arzneimittel-Interaktionen bekannt. Die Zulassung von Tegaserod wird für Herbst kommenden Jahres erwartet.

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