Illustration Mann sitzt auf Behandlungsstuhl für Dialyse

Chronische Nephropathie

Praxis-Depesche 3/2023

SGLT2-Hemmer schützen die Niere unabhängig vom Diabetesstatus

Verschiedene Leitlinien empfehlen inzwischen den frühen Einsatz von SGLT2-Inhibitoren bei Patient:innen mit Typ-2-Diabetes (T2D) mit hohem kardialen oder renalen Risiko. Bei einem Großteil der Patient:innen mit chronischer Nephropathie ist allerdings kein Diabetes für den Funktionsverlust der Nieren verantwortlich. Eine Metaanalyse untersucht, inwieweit sich nicht-diabetische Nephropathien positiv mittels SGLT2-Inhibitoren beeinflussen lassen.

Die Metaanalyse umfasste die gepoolten Daten von 90.409 Proband:innen mit hohem kardiovaskulärem Risiko, chronischer Nierenerkrankung oder Herzinsuffizienz aus 13 Studien, die mit einem SGLT2-Inhibitor behandelt wurden. 74.804 Proband:innen (82,7 %) litten an T2D, während 15.605 Patient:innen (17,3 %) nicht an T2D erkrankt waren. Eine fortschreitende Niereninsuffizienz wurde definiert als ein dauerhafter Abfall der eGFR um ≥ 50 % während des Follow up, Beginn einer Dialyse, Notwendigkeit einer Nierentransplantation oder Tod aufgrund von Nierenversagen.

Im Vergleich zu Placebo führte die Verabreichung eines SGLT2-Hemmers insgesamt zu einem um 37 % reduzierten Risiko für eine fortschreitende Niereninsuffizienz (Relatives Risiko, RR 0,63; 95 %-KI 0,58– 0,69). Das Risiko minimierte sich bei den T2D-Patient:innen (RR 0,62; 95 %-KI 0,56–0,68) in etwa ebenso stark wie bei den Proband:innen ohne Diabetes (RR 0,69; 95 %-KI 0,57–0,82).

Die Einnahme eines SGLT2-Hemmers führte bei Patient:innen mit ischämischer und hypertensiver Nephropathie zu einem um 30 % reduzierten Risiko (RR 0,70; 95 %-KI 0,50–1,00) für eine fortschreitende Niereninsuffizienz und bei Proband:innen mit glomerulärer Erkrankung zu einem um 40 % verringerten Risiko (RR 0,60; 95 %-KI 0,46–0,78). Die Primärdiagnose spielte also keine wesentliche Rolle für den Therapieerfolg.

Das Risiko für ein akutes Nierenversagen reduzierte sich durch die Einnahme eines SGLT2-Hemmers um 23 % (RR 0,77; 95 %-KI 0,70–0,84) im Vergleich zu Placebo. Auch diese Risikominimierung war sowohl bei Patient:innen mit T2D (RR 0,79; 95 %-KI 0,72–0,88) als auch bei nicht diabetischen Patient:innen (RR 0,66; 95 %-KI 0,54–0,81) zu beobachten. Außerdem profitierten beide Gruppen von einem reduzierten Risiko für einen kardiovaskulären Tod oder eine Krankenhauseinweisung wegen Herzinsuffizienz um 23 % (mit T2D: RR 0,77; 95 %-KI 0,73–0,81; ohne T2D: RR 0,79; 95 %-KI 0,72–0,87).

Aufgrund der sehr deutlichen Vorteile empfehlen die Autor:innen den Einsatz von SGLT2-Inhibitoren zur Risikomodifikation von fortschreitender Niereninsuffizienz und akutem Nierenversagen nicht nur bei Patient:innen mit T2D, sondern allgemein bei allen Patient:innen mit chronischen Nierenerkrankungen und Herzinsuffizienz, unabhängig von Diabetesstatus, ursächlicher Nierenerkrankung oder Nierenfunktion.

Quelle: Staplin N et al.: Impact of diabetes on the effects of sodium glucose co-transporter-2 inhibitors on kidney outcomes: collaborative meta-analysis of large placebo-controlled trials. Lancet 2022; Epub Nov 6; doi: 10.1016/ S0140-6736(22)02074-8
ICD-Codes: N18.0 , E22
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