Neuropathie bei Diabetikern

Praxis-Depesche 19/2003

Sind die Muskeln beteiligt? CIDP!

Diabetiker haben ein um das Zehnfache erhöhte Risiko für eine chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP), die sich auf eine diabetische Neuropathie aufpfropfen kann. Wie wichtig das Darandenken ist, schon wegen der guten Therapierbarkeit mit Immunglobulinen, zeigt ein Fall aus England.

Ein 65-jähriger Mann mit Typ-2-Diabetes wurde wegen plötzlich einsetzender Muskelschwäche in Armen und Beinen überwiesen. Jahre zuvor hatte er schon einmal solche Symptome gezeigt, mit zunehmenden Störungen auch der Sensibilität (aufsteigende Parästhesien in den Extremitäten), und das trotz guter Stoffwechselkontrolle. Man hatte damals die Symptome einer diabetischen Neuropathie zugeschrieben und den Patienten lediglich physiotherapiert. Die jetzige zweite Episode verlief ähnlich, nur schneller. Die Leitgeschwindigkeit der motorischen Nerven war erheblich reduziert, F-Wellen-Reaktionen kamen verspätet oder gar nicht. Die Aktionspotenziale der sensiblen Nerven fehlten meist. Das Elektromyogramm zeigte eine Devervierung der proximalen und distalen Muskeln von Armen und Beinen. Das Eiweiß im Liquor war erhöht. Man vermutete eine CIDP, aufgepfropft auf die diabetische Neuropathie, und behandelte mit intravenösen Immunglobulinen (400 mg/kg für fünf Tage). Innerhalb von gut zwei Wochen hatte sich der Patient vollständig erholt. Auch ein halbes Jahr später war er rezidivfrei. Bei Verdacht auf CIDP kann es gerechtfertigt sein, einen Therapieversuch mit Immunglobulinen zu machen. Ein Ansprechen bestätigt die Diagnose. (EH)

Quelle: Rajabally, YA: A diabetic patient with recurrent tetraparesis, Zeitschrift: JOURNAL OF THE ROYAL SOCIETY OF MEDICINE, Ausgabe 96 (2003), Seiten: 351-352

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