Mysterium „Sportlerleiste"

Praxis-Depesche 8/2016

So diagnostizieren Sie korrekt

Ein akuter oder chronischer Schmerz in der Leiste eines Sportlers kann zahlreiche Ursachen haben – allein die Nomenklatur der unterschiedlichen Entitäten ist verwirrend. In Irland machten sich Forscher daher auf, die wesentlichen Befunde zu beschreiben und anhand einer Fallserie im MRT nachzusehen, welche anatomischen Strukturen tatsächlich betroffen sind. Heraus kam die Beschreibung der bislang größten Kohorte von Athleten mit Leistenschmerzen, die sowohl klinisch als auch mittels Kernspin untersucht wurden.

Die Verbindung zwischen Abdomen und Oberschenkel ist die Leiste. Klingt einfach, ist aber im Verletzungsfalle manchmal eine komplizierte Sache. In 72 Studien fanden die Autoren aus Dublin 33 unterschiedliche Terminologien, die zur Verwirrung beitrugen: z. B. Osteitis pubis, Gilmore-Hernie, Sportlerleiste oder slap shot gut. Eine Konsensus-Gruppe von Chirurgen einigte sich einmal auf die Bezeichnung „inguinal disruption“ (in etwa „inguinale Störung“ oder „inguinale Zerreißung“).
Neben der unterschiedlichen Terminologie fand eine Querschnittsstudie auch sehr unterschiedliche Pathologien für den Leistenschmerz: Adduktor- bzw. Rectus-abdominis-Verletzung, Hernia incipiens (in 50% der Fälle), Adductorlongus- Pathologie (58%) und eine durch Sport verursache Inguinalhernie bei 1,4%. Andere fanden Hüftdiagnosen bei 46% der Leistenschmerz- Patienten und eine Osteitis pubis bei 22%.
Zur besseren Beschreibung und Diagnostik schlagen die Autoren eine vereinfachte anatomische Definition für die Leistenregion vor: das Leistendreieck; es erstreckt sich von der Spina iliaca anterior superior nach medial caudal bis zum Tuberculum pubicum und weiter kaudal lateral bis zum Mittelpunkt der Strecke Patellaoberrand- Spina il. ant. sup. Zusätzlich zur Beschreibung des Schmerzes in Bezug zum Leis tendreieck erhoben die Autoren bei allen Patienten eine ausführliche Anamnese, führten eine körperliche Untersuchung durch und schickten sie ins MRT.
 

Pubische Aponeurose

Die Insertion des M. rectus abdominis am Schambein bildet die pubische Aponeurose. Im untersuchten Krankengut (insgesamt 382 männliche Athleten mit Leistenschmerz) fanden sich bei 63% Verletzungen dieser Aponeurose. Die Schmerzen waren typischerweise superior und medial des Leistendreiecks lokalisiert. Bei Palpation der oberen medialen Kante des Os pubis gaben die Patienten ebenfalls Schmerzen an. Der Adduktor-Press-Test (Squeeze-Test) und Rektus- Test waren positiv (Zusammenpressen der Knie nach medial in 90°, 45° und 0° Hüftbeugung; Anspannen des Rektus-Muskels gegen Widerstand). Im MRT sah man eine Signalverstärkung und Mikrorisse oder eine Separation der Aponeurose vom Os pubis.

Hüftverletzungen

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