E-Zigaretten und E-Marketing

Praxis-Depesche 5/2016

So verführt die Industrie Jugendliche

E-Zigaretten sind zur Rauchentwöhnung nur bedingt geeignet und beinhalten zahlreiche Stoffe, denen teilweise eine gesundheitsschädigende Wirkung nachgesagt wird. Nicht zuletzt deshalb hält die deutsche Pneumologengesellschaft DGP E-Zigaretten für bedenklich. Das Online-Marketing der E-Dampf-Anbieter funktioniert aber dennoch effektiv, wie eine aktuelle Twitter-Analyse ergab.

Die Autoren untersuchten insgesamt über 1,7 Millionen Tweets, die sich zwischen 2008 und 2013 auf Twitter zum Thema „E-Zigarette“ finden ließen. Die große Mehrheit dieser waren von Firmen zum Zwecke des Marketings verfasst worden (93,5%; bestimmt mittels händischer und automatisierter Content-Analyse). Die Anzahl solcher Kurznachrichten verzehnfachte sich zwischen 2009 und 2010. 28,7% der Firmentweets wurden wiederum retweeted, also von den Empfängern weitergegeben oder zitiert. Nicht von Firmen verfasste Tweets trugen nur zu 6,5% des Twitteraufkommens bei.
Darüber hinaus wertete man anhand der Tweets aus, wo E-Zigaretten am häufigsten gedampft wurden. Es kam heraus, dass der beliebteste Ort das Klassenzimmer war (39,1%), gefolgt von „zu Hause/im Zimmer/im Bett“ mit 12,5%, Schule (12,1%) und Öffentlichkeit (8,7%). Im Badezimmer oder während der Arbeit wurden die E-Stängel dagegen verhältnismäßig selten konsumiert (5,7 bzw. 4,5%).
In den USA (aber nicht nur dort) stieg der Anteil der Menschen, die schon mal eine E-Zigarette ausprobiert haben, von 1,8% in 2010 auf 10,0% in 2013 – ein „Erfolg“ des Marketings. In Anbetracht der unklaren gesundheitlichen Auswirkungen und des Faktums, dass vor allem junge Menschen betroffen sind, ist das eine beunruhigende Tatsache. Eine umfassende Information der Zielgruppe (z. B. über Schulen) tut dringend not! CB
Quelle:

Kim AE et al.: Using Twitter data to gain insights into e-cigarette marketing and locations of use ... J Med Internet Res 2015; 17(11): e251

ICD-Codes: F17.2

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