Angeborene Herzleiden

Praxis-Depesche 6/2019

Soll man Sotalol empfehlen?

Erwachsene mit angeborenen Herzleiden sind vermehrt durch Vorhof- und Ventrikel-Arrhythmien gefährdet. Antiarrhythmika können vermutlich die Prognose verbessern.

Als am wirksamsten gilt in dieser Situation Amiodaron. Das Antiarrhythmikum ist aber bei Langzeitgebrauch mit schweren Nebenwirkungen befrachtet. Eine Alternative könnte Sotalol sein. Es hat eine betablockierende Zusatzwirkung und ist relativ gut verträglich. Nach einem Experten- Konsens von 2014 wird es aber nur eingeschränkt empfohlen, weil es durch proarrhythmische Wirkung die Mortalität erhöhen könnte.
Ob solche Bedenken für Erwachsene mit mehr oder weniger komplexen angeborenen Herzleiden begründet sind, überprüften Kardiologen aus Sydney. Aus einem Register filterten sie die Daten von 82 Patienten mit angeborenen Herzleiden heraus, die mit Sotalol behandelt wurden (mediane Einnahmedauer 2,8 Jahre, mittlere Dosis 122 mg/d).
Komplett wirksam war die Therapie in 48 % der Fälle, partiell in 46 %; in 6 % versagte sie. 18 % der Patienten brachen die Medikation wegen Nebenwirkungen – meist Schwäche oder Dyspnoe – ab. Episoden von Torsades de pointes oder Fälle von plötzlichem Herztod kamen nicht vor. Bradykardien registrierte man in 13 %.
Man kann daher davon ausgehen, dass die Gabe von Sotalol in relativ niedrigen Dosen bei komplexen angeborenen Herzleiden gut vertragen wird und vor lebensgefährlichen Tachyarrhythmien schützt. Der retrospektive Charakter begrenzt allerdings die Aussagekraft der Studie. WE
Quelle:

Moore BM et al.: Efficacy and adverse effects of sotalol in adults with congenital heart disease. Int J Cardiol 2019; 274: 74-9

ICD-Codes: Q24.9

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