Poster auf dem 5. EAN in Oslo

Neuro-Depesche 9/2019

SPMS: Kognitive Besserung unter Siponimod

Siponimod (BAF312) ist ein neuer Modulator des Sphingosin-1-Phosphat-(S1P)-Rezeptors, der selektiv an S1P1- und S1P5-Rezeptor-Subtypen bindet. Neben deutlichen Besserungen der klinischen und radiologischen Kernparameter in der EXPAND-Studie, hat Siponimod auch die kognitiven Leistungen der Patienten mit sekundär progredienter Multipler Sklerose (SPMS) signifikant gebessert. Dass sich diese Wirkung in verschiedenen Subgruppen einstellte, belegt ein auf dem 5. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Oslo präsentiertes Poster.
In die randomisierte doppelblinde Phase- III-Studie EXPAND wurden 1.651 SPMS-Patienten mit EDSS-Werten von 3,0 bis 6,5 aufgenommen. Siponimod hatte sich Placebo in zahlreichen Endpunkten überlegen gezeigt: so unter anderem in der Reduktion der jährlichen Schubrate (-55 %), des T2-Läsionsvolumens (-79 %) und vor allem im primären Endpunkt, der Risikoreduktion für eine nach drei Monaten bestätigte Behinderungsprogression (CDP) (-21 %; p = 0,013).
Die bei der Mehrheit der SPMS-Patienten beeinträchtigten kognitiven Fähigkeiten wurden durch die Therapie mit Siponimod ebenfalls gebessert. Dies betrifft vor allem die kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit, wie sie mit dem Symbol Digit Modalities Test (SDMT) erfasst wird.
Die Patienten unter Siponimod zeigten nach 24 Monaten gegenüber Placebo einen signifikanten Vorteil im SDMT (Differenz 2,30 Punkte; p = 0,0002). Außerdem war der Anteil an Patienten mit einer klinisch relevanten Besserung (≥ 4 SDMTPunkte) unter Siponimod signifikant höher als unter Placebo (34,9 % vs. 27,0 %; Hazard Ratio [HR]: 1,28; p = 0,0131). Dagegen war eine klinisch relevante Verschlechterung deutlich unter dem Verum weniger wahrscheinlich (HR: 0,79; p = 0,0157).
Darüber hinaus ergaben Subgruppen- Analysen nach Vorliegen oder Abwesenheit einer kognitiven Beeinträchtigung zu Baseline (SDMT < 43 bzw. ≥ 43 Punkte), dass die 472 SPMS-Patienten, die zu Baseline noch keine kognitive Beeinträchtigung aufwiesen, signifikant häufiger eine anhaltende SDMT-Verbesserung erfuhren als unter Placebo (HR: 1,49; p = 0,0126). Dies spricht für einen möglichst frühen Therapiebeginn mit dem Medikament. Eine anhaltende SDMT-Verschlechterung war in beiden Gruppen, sowohl bei den initial kognitiv beeinträchtigten als auch bei den nicht-beeinträchtigten Patienten, unter Siponimod allerdings jeweils signifikant seltener (HR: 0,72; p = 0,0269 bzw. HR: 0,76; p = 0,0477).
Eine weitere als EAN-Poster vorgestellte Analyse der EXPAND-Studie ergab, dass Patienten mit initial hohen Konzentrationen an Neurofilament Light Chain (NfL)-Proteinen (≥ 30 pg/ml) ein signifikant um ca. 41 % höheres Risiko (p = 0,0103) für eine nach sechs Monaten bestätigte relevante SDMTVerschlechterung aufwiesen als jene mit niedrigen NfL-Konzentrationen.
Siponimod wurde bereits im März 2019 in den USA zur Behandlung der SPMS zugelassen. Der europäische Zulassungsantrag ist gestellt. JL
Quelle: Posterpräsentation: Benedict RHB et al.: Poster EPO3212; Kuhle J et al.: Poster EPO2201 präsentiert am 1. Juli bzw. 30 Juni 2019, 5. Kongress der European Academy of Neurology (EAN), Oslo. 

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