Neurodegenerative Erkrankungen

Praxis-Depesche 12/2019

Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus sind behandelbar

Alle Zell- und Organfunktionen unterliegen einem tageszeitlichen Ruhe-Aktivitäts-Zyklus, dessen Rhythmus von der inneren Uhr im Nucleus suprachiasmaticus vorgegeben wird. Der endogene Taktgeber ist das bei Dunkelheit von der Epiphyse freigesetzte Melatonin. Mit zunehmendem Alter lässt die Melatoninproduktion nach, was zu Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus führen kann.
Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen sind besonders häufig von Schlafstörungen und Schlafverhaltensstörungen betroffen. Bei Alzheimer-Patienten ist der endogene Melatoninspiegel bereits in präklinischen Stadien reduziert. „Solange die Ursachen und die effektive Therapie bei Alzheimer nicht sicher geklärt sind, muss gestörter und fragmentierter Schlaf als eine Ursache bedacht und behandelt werden – gerade beim älteren Menschen“, so PD Dr. Dieter Kunz, St. Hedwig-Krankenhaus (Charité Universitätsmedizin), Berlin. Mit retardiertem Melatonin steht ein zugelassenes und verordnungspflichtiges Chronotherapeutikum für Patienten ≥ 55 Jahre mit einer primären, durch schlechte Schlafqualität gekennzeichneten Insomnie zur Verfügung. Durch die retardierte Freisetzung von Melatonin wird das endogene Sekretionsmuster des Neurohormons imitiert und der gestörte Schlaf-Wach-Rhythmus sowie die Schlafqualität verbessert. Im Vergleich zu Placebo werden die Qualität des Schlafes, die morgendliche Wachheit und die Tagesfunktionalität verbessert. In einer placebokontrollierten, doppelblinden Studie mit Alzheimer-Patienten verbesserte retardiertes Melatonin (2 mg/d) als Add-on-Therapie zur antidementiven Standardmedikation Schlafqualität, kognitive Leistungsfähigkeit und Aktivitäten des täglichen Lebens signifikant im Vergleich zu Placebo. AA
Quelle: Symposium: „Die Zukunft der Schlafmedizin“, Hamburg, 8.11.2019

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