Der entscheidende Unterschied zwischen ambitionierten Athleten und Sportsüchtigen ist, dass letztere die Kontrolle über ihr Trainingsverhalten verloren haben. Typische Folgen sind Verletzungen durch Überbelastung, Anämie, Amenorrhoe oder andere endokrine, metabolische sowie Immunsystem- Störungen. Das übertriebene Training kann sich zudem in unerklärten Leistungseinbußen, persistenter Erschöpfung und Schlafstörungen äußern.
Typisch für Sportsüchtige ist, dass sie es trotz körperlicher Signale nicht über sich bringen, ihr Training zu unterbrechen oder zu reduzieren. Häufig kollidiert der Sport auch mit Sozial-und Arbeitsleben. Trainingsausfälle gehen mit Entzugserscheinungen einher, wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Ängste oder Verstimmungen.
Anhand solcher Auffälligkeiten stellt sich auch die Diagnose. Die Sportsucht kann dabei auch sekundär auftreten, meist infolge einer Ess-Störung. Mit Fragen nach der sportlichen Motivation und dem Trainingspensum des Patienten, sowie zu seiner emotionalen Bindung zum Sport und dessen Alltagseinfluss kann man dem Suchtverhalten auf die Schliche kommen. Hinweise liefern auch Screening-Tools wie das Exercise Addiction Inventory, der Exercise Dependence Scale 21 oder der Compulsive Exercise Test.
Wie bei anderen Formen von Suchtverhalten empfiehlt sich eine kognitive oder dialektische Verhaltenstherapie. Gänzlich vom Trainieren abhalten sollte man die Patienten nicht. Vielmehr sollte man ihnen helfen, ihre Suchtmechanismen zu erkennen und ein angemessenes Trainingspensum einzuhalten. OH