Eine 16-jährige Patientin stellte sich mit Übelkeit und seit etwa einem Monat bestehenden epigastrischen Schmerzen im Krankenhaus vor. Der dafür verordnete Protonenpumpeninhibitor (PPI) hatte zu keiner Besserung geführt.
Diagnostische Spurensuche
Das Epigastrium war bei der klinischen Untersuchung druckempfindlich. Bei den Laborparametern waren keinerlei Auffälligkeiten zu erkennen und auch die abdominelle Ultraschalluntersuchung war ohne Befund. Ein H. pylori-Schnelltest (Stuhl) war negativ. Die daraufhin durchgeführte endoskopische Untersuchung des oberen Verdauungstraktes zeigte eine Hyperämie der Magenschleimhaut und einen Gallereflux. Erst beim Zurückziehen des Endoskops bemerkten die Ärzt:innen eine gut abgegrenzte, rötliche, ovale Läsion mit einer Größe von etwa 10 mm am zervikalen Ösophagus. Sie entnahmen mehrere Gewebeproben von der ösophagealen Läsion und der Magenschleimhaut. Die histopathologische Untersuchung ergab Veränderungen der gastrischen Schleimhaut, während die Läsion im Ösophagus den Eindruck heterotoper Antrumschleimhaut des Magens machte (sog. „Inlet-Patch“).
Die Ärzt:innen rieten der Patientin zu einer weiteren Einnahme des PPI und verordneten ihr zusätzlich Ursodesoxycholsäure zur Behandlung des Gallerefluxes. Der Zustand der Patientin war nach einem Monat Behandlungsdauer zufriedenstellend.
Pathogenität unklar
Die Prävalenz dieser Art der Läsion im zervikalen Ösophagus variiert zwischen 0,18 und 14 % – bisher liegen nur kleine Studien und einzelne Fallberichte dazu vor. Bei Autopsien ist allerdings von einer Inzidenz von bis zu 70 % die Rede. Das lässt vermuten, dass diese Läsionen häufig übersehen werden. Der Zusammenhang zwischen einem Inlet-Patch, dyspeptischen Symptomen und H. pylori ist bislang nicht geklärt. Einmal entdeckt. sollte die Läsion auf jeden Fall langfristig beobachtet werden, um ihr pathogenes Potenzial genauer bestimmen zu können.