ASCO Annual Meeting 2017

Praxis-Depesche 7/2017

Symptom-Management – frühes Kolonkarzinom – TRK-Fusionproteine

Wie jedes Jahr bot die ASCO-Tagung 2017 in Chicago ein breites Spektrum onkologischer Themen: Es reichte von klinischer und präklinischer Forschung über die Präsentation neuer Studiendaten und die Vorstellung innovativer Wirkprinzipien bis hin zur supportiven und palliativen Therapie.

Ambulant zytostatisch behandelte Patienten mit metastasiertem Tumor, die ihr Zentrum regelmäßig online über ihre Beschwerden informieren, haben eine bessere Lebensqualität und ein längeres Gesamtüberleben (OS) als konventionell betreute Patienten. Das zeigte eine randomisierte Studie mit 766 Teilnehmern, die das Internet- basierte STAR-System (Symptom Tracking and Reporting) nutzten, oder der Kontrollgruppe mit dem üblichen Monitoring zugeteilt wurden. Patienten im Interventionsarm waren aufgefordert, sich wöchentlich über STAR zu melden. Bei neuen oder sich verschlechternden Beschwerden wurde das Pflegepersonal alarmiert und beim nächsten Arztbesuch ein Symptom-Management veranlasst.
Patienten der Interventionsgruppe profitierten in mehrfacher Weise, berichtete Prof. Ethan Basch, Chapel Hill: Bei 31% der Patienten waren Lebensqualität und körperliche Funktion besser als im Standardarm. Auch mussten 7% weniger Patienten notfallmäßig aufgenommen werden. Zudem erhielten die Patienten im Interventionsarm eine potenziell lebensverlängernde Chemotherapie im Schnitt sieben Monate länger als die Kontrollpatienten. Als beeindruckendstes Ergebnis wertete Basch die signifikante OS-Verlängerung bei Nutzung des STAR-Systems: Kontrollpatienten lebten median 26 Monate, die im Interventionsarm 31,2 Monate (p=0,03). Die 5-Jahres-Überlebensrate stieg von 33% im Kontrollarm auf 41%. Der Überlebensvorteil könnte auf einer frühen Symptomkontrolle vor Entwicklung schwerer Folgekomplikationen, dem besseren körperlichen Zustand der Patienten und/oder der längeren Dauer der Chemotherapie beruhen. Prof. Monika Krzyzanowska, Toronto, bezeichnete die Studie als „practice-changing“.
 
KolonCa: wie lange adjuvant behandeln?
 
Die Dauer der adjuvanten Therapie beim frühen Kolonkarzinom stand in einer gepoolten Auswertung von sechs randomisierten Phase-3-Studien auf dem Prüfstand. Die Studien waren von der IDEA-Collaboration (International Evaluation of Adjuvant Chemotherapy) initiiert worden, um eine auf drei Monate verkürzte adjuvante Therapie zu untersuchen und umfassten 12 834 Patienten mit Kolonkarzinomen im Stadium III. In allen Studien waren die Teilnehmer zum Standardarm mit sechsmonatiger Gabe von FOLFOX oder CAPOX oder zum experimentellen Arm mit nur dreimonatiger Therapie randomisiert worden.
Durch die kürzere Therapie wurde eine Reduktion der Toxizität um etwa zwei Drittel erreicht: Während eine Neurotoxizität (Grad ≥2) bei sechsmonatiger Gabe von FOLFOX oder CAPOX bei 48% bzw. 45% der Patienten auftrat, waren die Raten bei dreimonatiger Therapie mit nur 17% bzw. 15% signifikant niedriger (p<0,0001). Die Kaplan-Meier-Kurven für das krankheitsfreie Überleben (DFS) lagen in beiden Armen sehr dicht zusammen. Der Nachweis der protokollarisch verlangten Nichtunterlegenheit der verkürzten Therapie in puncto Effektivität wurde dennoch knapp verfehlt: Die 3-Jahres-Rate des DFS betrug bei sechsmonatiger Therapie 75,5%, bei dreimonatiger 74,6%. Laut Subgruppenanalysen ist der Unterschied in der Dreijahres-Rate des DFS je nach Therapiedauer bei Niedrigrisikotumoren (T1 bis 3, N1) mit nur 0,2% sehr klein. „Die dreimonatige Therapie scheint daher bei Niedrigrisikopatienten mit geringer Tumorlast angemessen zu sein“, kommentierte Prof. Axel Grothey, Rochester. Bei Tumoren mit hohem Rezidivrisiko (T4 oder N2) war der Unterschied dagegen mit 1,7% zugunsten der längeren Therapie deutlich größer.
Laut IDEA-Arbeitsgruppe sollten Patienten mit Kolonkarzinomen der Stadien T1 bis 3 und N1 eine dreimonatige Oxaliplatin-basierte Therapie erhalten. Bei Patienten im Stadium T4 und/oder N2 oder mit anderen Hochrisikofaktoren sollte die Therapiedauer individuell festgelegt werden.
 
TRK-Fusions-Inhibition wirkt breit
 
Mit dem selektiven pan-TRK-Inhibitor Larotrectinib (TRK=Tropomyosin Rezeptor Kinase) wurde ein neues Wirkprinzip entwickelt, das eine hohe Aktivität bei einem breiten Spektrum an Tumoren besitzt. „Die Funktion von TRK im Organismus ist prinzipiell limitiert“, erläuterte Dr. David Hyman, New York. Bei Fusion der TRK-Gene mit anderen Genen entstehen jedoch aktivierte TRK-Fusionsproteine, die ein unreguliertes Zellwachstum induzieren. TRK-Fusionen finden sich laut Hyman eher selten in häufigen Tumoren wie Lungenoder Dickdarmkrebs; in seltenen Tumoren wie kindlichen Fibrosarkomen oder kongenitalen Nephromen ist ihre Inzidenz jedoch hoch.
Larotrectinib wurde in drei Studien der Phase 1 und 2 bei 55 pädiatrischen und erwachsenen Patienten mit 17 verschiedenen fortgeschrittenen soliden Tumoren und TRK-Fusionen geprüft. Insgesamt sprachen 38 der ersten 50 Patienten (76%) mit einer bestätigten Remission auf Larotrectinib an, davon 12% mit einer kompletten Remission. Dabei wurde der TRK-Inhibitor gut vertragen; Hyman bezeichnete die Nebenwirkungen, meist Fatigue und Schwindel, als „minimal“. KA
ICD-Codes: C18.9

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