Chemotherapie

Praxis-Depesche 6/2016

Testikuläre Toxizität: Gibt es Biomarker?

Durch die zunehmende Zahl junger Krebspatienten gewinnt die Beachtung schädlicher Einflüsse der Tumorbehandlung auf die Fertilität immer mehr Aufmerksamkeit. Während Fortschritte hinsichtlich der ovarialen Toxizität erzielt wurden, fehlen verlässliche Biomarker zur testikulären Toxizität.

Da die gebräuchlichen präklinischen histopathologischen Marker in der klinischen Praxis nicht anwendbar sind, werden nicht-invasive Biomarker benötigt, um den Verlauf der testikulären Funktion zu verfolgen und die chemotherapeutisch behandelten Patienten besser beraten zu können.
Als Marker für die ovariale Toxizität ist das Anti-Müller-Hormon (AMH) etabliert. Nun wurde der Nutzen von AMH als Marker auch für die testikuläre Toxizität untersucht. In die Studie eingeschlossen waren 19 Patienten (medianes Alter 38 Jahre, 21-44), von welchen folgende Ergebnisse dokumentiert wurden: Angestiegenes Serum-AMH ging einher mit erhöhtem FSH und Testosteron und erniedrigtem Inhibin- B bei gonadotoxischer Behandlung (Cisplatin oder Busulfan) und blieb unverändert bei nichtgonadotoxischer Therapie (Capecitabin). Auch im Tierversuch zeigte sich dasselbe Muster im Serum und Testis. AMH korrelierte negativ mit dem testikulären/epididymalen Gewicht und der Spermienbeweglichkeit. Mit dem Anstieg der testikulären AMH-Expression fand sich ebenfalls eine stärkere Apoptosis und eine reduzierte Proliferation.
Diese Resultate lassen darauf schließen, dass der AMH-Serumspiegel zusammen mit anderen hormonellen Faktoren im präklinischen und klinischen Bereich eine testikuläre Schädigung anzeigen kann. VW
Quelle:

Levi M et al.: Anti-Müllerian Hormon is a marker for chemotherapy-induced testicular toxicity. Endocrinology 156: 3818-3827, 2015. Doi: 10.1210/en.2015-1310

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