Aspirin-induziertes Asthma

Praxis-Depesche 4/2016

Therapeutische Ansatzpunkte gesucht

Das international als aspirin-exacerbated respiratory disease (AERD) bezeichnete Leiden hat eine komplexe Pathophysiologie. Von ihrer Erforschung erhofft man sich nachhaltige Behandlungsansätze.

AERD ist durch eine Symptom-Trias (Samter- Trias) gekennzeichnet: Asthma, chronische Rhinosinusitis mit nasaler Polypose und typische Atemwegsreaktionen auf Acetylsalicylsäure (ASS). Allerdings treten die Reaktionen auf alle nichtselektiven NSAR auf, die also die beiden Cyclooxygenase-Typen COX-1 und COX-2 hemmen. Unter COX-2-selektiven Analgetika werden sie nicht beobachtet.
Das Leiden kommt bei ca. 7% der Erwachsenen mit Asthma und 14% derjenigen mit schwerem Asthma vor. In der Schleimhaut der Atemwege fällt histologisch eine ausgeprägte eosinophile Entzündung auf. Nach Resektion rezidivieren die Nasenpolypen häufig. Das Asthma der Betroffenen erfordert hohe Dosen von Glukokortikoiden. Es handelt sich um eine aggressive, persistierende Erkrankung. Sie beginnt typischerweise im Erwachsenenalter, mit oder ohne Vorbelastung mit Asthma, Rhinitis oder Atopie. Eine familiäre Häufung wurde nicht festgestellt.
Die typischen AERD-Reaktionen werden durch alle NSAR ausgelöst, die die Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 hemmen. Ein molekularbiologisches Hauptmerkmal von AERD ist eine Dysregulation des Reaktionsweges der 5- Lipoxygenase-Leukotrien-C4-Synthase, die Arachidonsäure in Cysteinyl-Leukotriene konvertiert. Diese Mediatoren induzieren Bronchokonstriktion, Gefäß-Leaks und Schleimsekretion. Mit der Leukotrien-Induktion geht auch die Freisetzung von Produkten aktivierter Mastzellen (Histamin, Tryptase und Prostaglandin D2) einher. Ein Gegenspieler ist das Prostaglandin E2, dessen Synthese von COX-1 abhängt.
Das AERD-Puzzle ist noch längst nicht zusammengesetzt. Trotzdem sind spezifische Interventionen im Gange, so eine Studie mit Prasugrel, oder stabilen PGE2-Analoga. WE
Quelle:

Laidlaw TM et al.: Aspirin-exacerbated respiratory disease – new prime suspects. N Engl J Med 2016; 374: 484-8

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