Typ-2-Diabetes

Praxis-Depesche 2/2016

Therapien auf mikrobieller Basis?

Typ-2-Diabetes führt zu spezifischen Änderungen in der Zusammensetzung und Funktion der Darmflora. Welche Möglichkeiten bietet die Dysbiose für neue Therapieansätze?

Während der Anteil einiger Bakterienstämme im Darm von Diabetikern abnimmt, darunter Firmicutes und Clostridien, nimmt die Zahl opportunistischer Pathogene zu. Durch die veränderte Zusammensetzung der Mikrobiota werden der Membrantransport von Zucker und die Verstoffwechselung von Kohlenhydraten gesteigert und vermehrt bakterielle Lipopolysaccharide (LPS) produziert. LPS fördern den Entzündungsprozess und die Insulinresistenz und erhöhen die intestinale Permeabilität (metabolische Endotoxämie).
Metabolite von gesundheitsförderlichen Darmbakterien können sich dagegen günstig auf Glucosestoffwechsel, Barrierefunktion und die Energiehomöostase im Darm auswirken. Die Wirkung von Metformin geht zumindest teilweise auf eine Anreicherung von Akkermansia-Bakterien zurück, die für die Barrierefunktion im Darm wichtig sind. Acarbose sorgt für einen Anstieg an Bifidobakterien und reduziert den LPS-Spiegel.
Neue Therapieansätze wie der Einsatz von Probiotika oder die fäkale Transplantation von gesunden Darmbakterien zeigen erste Ergebnisse. Der wichtigste Ansatzpunkt für die Unterstützung einer gesunden Darmflora ist nach wie vor die Ernährung. Getreide, Gemüse, Früchte und einige Gewürze senken die postprandiale Glucosereaktion. Fructane des Inulintyps fördern die GLP-1-Produktion. Unverdauliche Kohlenhydrate wie Arabinoxylane dienen förderlichen Bakterien als Substrat und können die Insulinresistenz verbessern. Positive Effekte haben auch Polyphenole, z. B. aus roten Trauben, grünem Tee oder Cranberry-Extrakt. Künstliche Süßstoffe wirken sich dagegen eher ungünstig auf die Darmflora aus. OH
Quelle:

Delzenne NM et al.: Gut microorganisms as promising targets for the management of type 2 diabetes. Diabetologia 2015; 58: 2206-17

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