Vorhofflimmern ohne Antikoagulation – ein Risiko

Praxis-Depesche 6/2020

Thrombosiertes Herzohr weggetackert

Der Schlaganfall ist und bleibt die am meisten gefürchtete Komplikation bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF). Die meisten Thromben entstehen bei VHF im linken Herzohr. Nun kam bei einer 70-jährigen Patientin mit seit zehn Jahren bestehendem VHF ein thorakoskopisches Instrument zum Einsatz, mit dem das thrombosierte Herzohr weggeclippt werden konnte.
Wegen gastrointestinaler Blutungen und immer wiederkehrender Epistaxis erhielt die Patientin keine Antikoagulation. Daher entschloss man sich, dem Herzohr und damit dem Thromboserisiko minimalinvasiv thorakoskopisch zu Leibe zu rücken. Man verwendete ein steuerbares Clipping-Gerät, mit dem thorakoskopisch bei schlagendem Herzen das Herzohr „abgestapelt“ wurde. Hierbei handelte es sich um einen „Off-label“-Einsatz (nach individueller „compassionate use“-Genehmigung), da das Gerät für diesen Eingriff nicht zugelassen war.
Intraoperativ kontrollierte man mittels Echo, dass das gesamte linke Herzohr vom Stapler erfasst und der Thrombus komplett ausgeschaltet worden war. Die Patientin konnte nach zwei Tagen ohne Komplikationen entlassen werden. Nach sechs Monaten zeigte sich weiterhin ein unauffälliger postoperativer Verlauf.
In anderen Studien konnte bereits eine zerebrovaskuläre Komplikationsrate nach derartigen Eingriffen von 0,5 pro 100 Patientenjahren gezeigt werden – hierbei wurden allerdings geschlossene Stapler verwendet. In dieser Studie nun kam ein vorne offener V-Stapler zum Einsatz. CB
Quelle: Vroomen M et al.: Successful thoracoscopic clipping of a thrombus-contsaining left atrial appendage. Int J Cardiol Heart Vasc 2020; 26: 100460
ICD-Codes: I48

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