Varia

Arzt-Depesche 1/2020

Toxizitäten früh erkennen ist wichtig

Die durch Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) hervorgerufene Lungentoxizität kann lebensbedrohlich sein. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung bilden die Grundlage eines erfolgreichen Managements dieser Nebenwirkungen.
Zusammengefasst wurden jetzt Hauptaspekte der durch ICI hervorgerufenen Lungentoxizität und es wurden Richtlinien vorgeschlagen, um die möglichen Begleiterscheinungen zu bewältigen.
In Studien wurde vom Auftreten einer interstitiellen Lungenerkrankung (interstitial lung disease, ILD) im Zusammenhang mit ICI (ICI-ILD) in 3,5 bis 11,8 % der Fälle berichtet. Dabei waren diese häufiger unter Kombinationsimmuntherapien als unter einer Immunmonotherapie oder auch der Kombination von Chemo- und Immuntherapie zu beobachten. Laut Studiendaten schien die ILD bei Patienten mit nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom (non small cell lung carcinoma, NSCLC) signifikant öfter aufzutreten als bei Melanom-Patienten. Daten einer Metaanalyse zeigten zudem eine deutlich höhere Rate einer Pneumonitis bei behandlungsnaiven Patienten. Diese Risikofaktoren sowie solche bedingt durch Autoimmunerkrankungen sollten vor Beginn der Gabe von ICI gründlich überprüft und eine enge Nachbeobachtung sollte in Betracht gezogen werden.
Für die Diagnose empfahlen die Autoren, hochauflösende Computertomographie(CT)-Scans mit einem Kontrastmittel sowie früh eine Bronchoskopie durchzuführen, um eine bronchoalveoläre Spülprobe zu erhalten.
Da es derzeit noch keine validierten Empfehlungen für die ICI-ILD-Behandlung gibt, basiert das Patientenmanagement auf klinischen Erfahrungen, erfolgt aber auch anhand von Studienrichtlinien, wie zum Beispiel mittels der ASCO(American Society of Clinical Oncology)-Leitlinien. Bei der Einstufung der Pneumonitis wird dabei nach den allgemeinen Terminologiekriterien für unerwünschte Nebenwirkungen (Common Terminology Criteria for Adverse Events, CTCAE) vorgegangen. Auch die ESMO (European Society for Medical Oncology) hat Einstufungskriterien von Grad 1 bis 4 nach aufsteigendem Schweregrad definiert. Zur ICI-ILD-Behandlung werden in erster Linie systemische Steroide eingesetzt.
Ob nach einer vorgefallenen Lungentoxizität eine erneute ICI-Therapie durchgeführt werden kann, sollte von einem multidisziplinären Ausschuss unter Berücksichtigung der zu erwartenden Vorteile und Risiken für jeden Patienten erörtert werden. Neben der ICI-ILD wurden noch weitere Lungentoxizitäten nach Immuntherapien beschrieben. So wurden sarkoidähnliche Granulome beschrieben, die durch Ipilimumab, Nivolumab und Pembrolizumab induziert worden waren. Auch wurde von zwei Fällen mit Zwerchfellmyositis nach einer Anti- PD-1(programmed cell death protein 1)-Monotherapie und einer Kombinationstherapie von Anti-CTLA-4(cytotoxic T-lymphocyte-associated Protein 4) und Anti-PD-1 berichtet. Zwei Fälle von Tuberkulose bei Patienten unter Anti-PD-1-Behandlung wurden ebenfalls erwähnt.
Lungentoxizität durch eine ICI-Behandlung ist also nicht selten und tritt meistens während der ersten Behandlungsmonate auf. Die klinischen Symptome sind dabei unspezifisch, die radiologische Untersuchung bietet hingegen charakteristische Hinweise.
Durch erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber einer eventuellen Lungentoxizität seitens der Ärzte, aber auch der Patienten selbst ist jedoch die frühzeitige Diagnose und Behandlung von ICI-ILD möglich, so die Autoren. GH
Quelle: Delaunay M et al.: Management of pulmonary toxicity associated with immune checkpoint inhibitors. Eur Respir Rev 2019; 28(154): 190012; doi: 10.1183/16000617.0012-2019

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