„Onkofertilität“ wird eine neue interdisziplinäre Richtung genannt, die das Ziel hat, Menschen die Fertilität für die Zeit nach dem Krebs zu erhalten. Zytotoxische Therapien und Bestrahlung führen bei Männern zu einem meist nur vorübergehenden Verlust an Keimzellen; in etlichen Fällen ist er aber endgültig. Es gibt wirksame Methoden, diese Situation zu entschärfen. Bei erwachsenen Männern kann man vor einer Krebstherapie reife Spermatozoen durch Tiefgefrieren konservieren. Bei moderner assis - tierter Reproduktion (z. B. intrazytoplasmatische Spermien-Injektion, ICSI) reichen wenige Samenfäden für die Befruchtung einer Eizelle. Es lohnt sich deshalb, auch Sperma minderer Qualität aufzubewahren. Auch die Tatsache, dass Männer nach Krebstherapie ein erhöhtes Risiko für Missbildungen ihres Nachwuchses tragen, ist ein Argument für die prätherapeutische Spermien- Konservierung. Diese Maßnahme wird in Leitlinien generell empfohlen. Für präpuberale Knaben ist diese Option nicht gangbar; sie haben noch keine reifen Spermatozoen. Man kann aber Stammzellen aus ihren Testes gewinnen, konservieren und ihnen später in den Hoden transplantieren. Das Verfahren befindet sich noch im experimentellen Stadium. Bei Nagetieren und Primaten funktioniert es bereits einwandfrei. Eine noch weitgehend theoretische Möglichkeit ist die, aus anderen Stammzellen als den Spermatogonien Spermatozoen herauszudifferenzieren, wenn die Keimzellen in den Testes verloren gegangen sind. Man erforscht diese Option derzeit bei Mäusen und Ratten. WE
Männer mit Malignom
Praxis-Depesche 12/2014
Trotz Krebs die Fertilität erhalten
Im Prinzip bleiben Männer lebenslang fertil. Ihre Fortpflanzungsfähigkeit kann aber durch Krebstherapien beeinträchtigt werden. Inzwischen gibt es Optionen, dabei die Fertilität zu retten – sogar wenn präpuberal noch gar keine Spermatozoen gebildet werden.
Quelle:
Tournaye H et al.: Fertiliy preservation in men with cancer. Lancet 2014; 384: 1295-1301
ICD-Codes:
N46