3D-Simulation der Blutblättchen in der Vene

Adipositas-Paradoxon

Praxis-Depesche 5/2021

Typ-2-Diabetes: Körpergewicht und vaskuläre Komplikationen

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und mikro- und makrovaskulären Komplikationen bei Typ-2-Diabetes?
Eine erfolgreiche Gewichtsreduktion gilt als wichtiger Teil der Therapie von Typ-2-Diabetes. Trotzdem werden immer wieder Studien publiziert, die den Stellenwert des Abnehmens in Frage stellen, da es Hinweise auf ein vermindertes Mortalitätsrisiko bei übergewichtigen Personen im Vergleich zu Personen mit Normalgewicht bei Typ- 2-Diabetes gibt (Adipositas-Paradoxon). Besteht demnach eine Assoziation von BMI und BMI-Änderung mit dem Langzeitrisiko für mikro- und makrovaskuläre Komplikationen? Diese Fragestellung sollte die Analyse von Patient:innen mit inzidentem Typ-2-Diabetes aus der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Potsdam- Kohorte mit 1.083 Teilnehmer:innen beantworten.
Der mediane BMI vor der Diagnose betrug 29,9 kg/m2, die mediane relative jährliche BMI-Veränderung -0,4 %, ein höherer BMI vor der Diagnose war mit einer größeren Abnahme verbunden. Das mediane Alter bei Diabetesdiagnose betrug 60,4 Jahre und war in der höchsten BMI-Kategorie am niedrigsten (57,8 Jahre).
Teilnehmer:innen mit einem niedrigeren BMI hatten einen höheren Alkoholkonsum, waren eher aktuelle Raucher und hatten einen Hochschulabschluss. Die Daten zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen dem BMI vor der Diagnose und den gesamten vaskulären Komplikationen. Es gab 85 makrovaskuläre (Myokardinfarkt und Schlaganfall) und 347 mikrovaskuläre Ereignisse (Nierenerkrankungen, Neuropathie und Retinopathie) über ein medianes Follow-up von 10,8 Jahren. Die beobachtete Assoziation wurde vor allem durch mikrovaskuläre Komplikationen getrieben, dies galt sowohl für Nierenerkrankungen als auch für Neuropathien. Bei einer BMI-Reduktion kurz nach der Diabetesdiagnose wurde ein vermindertes Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen, Nierenerkrankungen und Neuropathie beobachtet.
Die Ergebnisse waren über verschiedene Untergruppen von Geschlecht, Alter und Raucherstatus für den BMI vor der Diagnose konsistent, während für die BMI-Änderung die Assoziationen unter Nie-Rauchern verstärkt waren. Im Gegensatz dazu wurde keine offensichtliche Assoziation des BMI vor der Diagnose und der BMI-Änderung mit makrovaskulären Komplikationen, bestehend aus Myokardinfarkt und Schlaganfall, beobachtet. VW
Quelle: Polemiti E et al.: BMI and BMI change following incident type 2 diabetes and risk of microvascular and macrovascular complications: the EPIC-Potsdam study. Diabetologia 2021; 64 (4) 814-825
Urheberrecht: Christoph Burgstedt_adobestock

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x