Während die 26 weiblichen Teilnehmer als Teenager und Erwachsene übergewichtig waren, wurden dies die männlichen Teilnehmer erst im Erwachsenenalter. Beide Geschlechter machten sich im Verlauf zunehmend Sorgen über ihr Gewicht und ihre Figur. Darin ist auch die Ursache für die Entwicklung von Ess-Störungen bei einem Mann und fünf Frauen zu sehen. Zum Teil trat selbstinduziertes Erbrechen auf (jedoch keine Bulimie oder Anorexia nervosa im strengen Sinn der Definition), zum Teil wurden Laxanzien eingenommen oder übertriebene Diäten eingehalten. Als gefährlichste Auswirkung der Besorgnis um eine gute Figur ist die vorsätzliche Unterdosierung von Insulin einzustufen: Sowohl bei den Jugendlichen als auch den Erwachsenen gaben dies fünf Frauen zu. Dabei variierte die Dauer stark. Ein Mädchen spritzte sich z. B. zwei Wochen lang gar kein Insulin, ein anderes nur zweimal pro Woche über sieben Jahre lang. Bei ihnen war entsprechend das HbA1c erhöht, nicht aber bei den Personen mit Ess-Störungen. Fünf (45%) der Frauen mit mikrovaskulären Komplikationen hatten absichtlich zu wenig Insulin gespritzt, um nicht zu dick zu werden. Komplikationen kamen häufiger bei hohen HbA1c-Werten vor.
Gewichtsprobleme junger Diabetiker
Praxis-Depesche 8/2000
Übergewicht, Ess-Störungen und Insulinmissbrauch sind häufig
Aufbauend auf einer Untersuchung an 76 Teenagern mit Typ 1-Diabetes wurden 65 von ihnen im jungen Erwachsenenalter (20 bis 28 Jahre) erneut untersucht und nach ihren Essgewohnheiten befragt.
Quelle: Bryden, KS: Eating habits, body weight, and insulin misuse. A longitudinal study of young teenagers and young adults with type 1 diabetes., Zeitschrift: DIABETES CARE, Ausgabe 22 (1999), Seiten: 1956-1960