Grippe an Bord

Praxis-Depesche 4/2001

Unliebsame Bekanntschaft auf Kreuzfahrt: neue Influenza-Viren

Der enge Kontakt von Passagieren und Crew bei einer Schiffsreise bietet eine ideale Gelegenheit für die Ausbreitung neuer Erreger. Mit geeigneten Maßnahmen kann ein Ausbruch eingedämmt werden.

Bei einer Kreuzfahrt von New York nach Montreal im Frühherbst 1997 suchten 74 von 1445 Passagieren und 21 von 631 Besatzungsmitgliedern wegen akuter Atemwegserkrangungen den Schiffsarzt auf. 57 der Patienten waren über 65 Jahre alt. Sechs mussten am Ende der Reise wegen grippeähnlichen Symptomen stationär behandelt werden. Auf der sich direkt anschließenden Rückreise gaben 215 von 1284 befragten neuen Passagieren und 92 von 493 Mitgliedern der nicht ausgetauschten Crew grippeähnliche Symptome an. Während dieser Reise begannen 81% der Passagiere und die gesamte Crew mit einer zehntägigen Rimantadin-Prophylaxe. Erkrankte wurden so weit wie möglich isoliert. Der größte Teil des Personals erhielt die damals aktuelle Influenza-Vakzine. Auf der folgenden dritten Kreuzfahrt erkrankten schließlich kein weiteres Besatzungsmitglied und nur 2% der neuen Passagiere. Als Ursache der Erkrankungen konnte eine A/Sydney-Variante des Influenza-Virus identifiziert werden, die durch australische Passagiere eingeschleppt wurde. Sie war in den damaligen US-Vakzinen noch nicht enthalten.

Quelle: Miller, JM: Cruise ships: high-risk passengers and the global spread of new influenza, Zeitschrift: CLINICAL INFECTIOUS DISEASES, Ausgabe 31 (2000), Seiten: 431-438

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