Topische Calcineurin-Inhibitoren

Praxis-Depesche 15/2005

US-Warnhinweise: Unverständnis bei europäischen Experten

Anfang 2005 empfahl ein pädiatrisches Gremium in den USA der FDA, einen Warnhinweis in die Fachinformation der topischen Calcineurin-Inhibitoren Tacrolimus und Pimecrolimus aufzunehmen. Darin wird auf ein mögliches Krebsrisiko dieser Substanzen zur Behandlung der atopischen Dermatitis hingewiesen. Dazu nahm der Präsident der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV), Prof. Johannes Ring, München, Stellung.

Nach seiner Ansicht hat die Diskussion über eine Änderung der Fachinformationen topischer Calcineurin-Inhibitoren viele Patienten unnötig in Angst versetzt, insbesondere Eltern von Kindern mit Neurodermitis. Die Warnhinweise könnten dazu führen, dass wieder häufiger mit systemischen Immunsuppressiva oder starken topischen Kortikosteroiden behandelt wird. Dabei gibt es bisher keine Hinweise, dass bei Menschen eine erhöhte Krebsgefahr durch die lokale Anwendung von Pimecrolimus oder Tacrolimus besteht. Die Stellungnahmen der FDA basieren weitgehend auf tierexperimentellen Studien, bei denen die Substanzen oral und in extrem hohen Dosen verabreicht wurden. Ansonsten liegen keine Beweise für eine systemische Immunsuppression durch Kurzzeittherapie oder intermittierende Langzeitbehandlung der Neurodermitis mit diesen Substanzen vor. Die wenigen beobachteten Fälle von Lymphomen bei mit topischen Calcineurin-Inhibitoren behandelten Patienten lassen keinen kausalen Zusammenhang mit der Therapie erkennen. Bei Personen, die mit topischen Calcineurin-Inhibitoren behandelt wurden, ist die Lymphom-Rate derzeit deutlich niedriger als in der Allgemeinbevölkerung. (MW)

Quelle: Ring, J: Presidential Statement on topical Calcineurin Inhibitors, Zeitschrift: European Academy of Dermatology and Venerology, Ausgabe (2005)

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