Das CT ergab eine Sinusitis mit linksseitigem orbitalem und periorbitalem Abszess und ausgeprägter Osteomyelitis. Die Abszessgrenze lag am unteren Rand des Auges mit einem offenen Defekt. Der Röntgen-Thorax zeigte einige Infiltrate, die mit der COVID- 19-Infektion in Einklang standen.
Endoskopisch wurde eine anteriore Ethmoidektomie und eine Orbitotomie mit Drainage des Abszesses durchgeführt. Während der Operation fiel eine stark avaskuläre Nasenhöhle auf, deren Mukosa bei Manipulation nicht blutete. Die gewonnenen sinusalen und orbitalen Proben waren in der Kultur positiv für Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), Streptococcus constellatus und Peptoniphilus indolicus; Blutkulturen blieben negativ. Der Patient erhielt über einige Tage stationär Antibiotika i.v. und wurde dann zur Beendigung der Therapie ins Pflegeheim verlegt.
Zwei Monate später wurde er in der Notfallaufnahme mit großen medialen Kanthuslazerationen und sehr deutlichem orbitalem Abszess eingeliefert. Die ophthalmologische Untersuchung und das CT offenbarten ähnliche Befunde wie bei der Erstuntersuchung. Intraoperativ wurden ein Abszess sowie nekrotisches Gewebe des Periosts der Maxilla und der Orbita gefunden. Der Abszess hatte auch den Augapfel an mehreren Stellen perforiert, was schließlich zur Enukleation führte.
Normalerweise wird Peptoniphilus indolicus nicht außerhalb der Vaginaund des Darmbiotoms gefunden. Dieser Fall unterstützt die Befürchtung, dass COVID-19 auch Infektion mit an anderen Körperregionen beheimateten Bakterien erlaubt. VW