Neuer Wirkmechanismus Integrin-a4ß7-Hemmung

Praxis-Depesche 7/2015

Vedolizumab bei M. Crohn und Colitis ulcerosa: darmselektiv und TNFa-unabhängig

Für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) stehen eine Reihe medikamentöser Therapieoptionen zur Verfügung, z. B. 5-ASA, Kortikosteroide, Azathioprin, 6-Mercaptopurin und TNFa-Inhibitoren. Dennoch sprechen nicht alle Patienten ausreichend auf eine konventionelle oder Biologika-Therapie an, bei der zudem Nebenwirkungsaspekte zu beachten sind. Vedolizumab (Entyvio®) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der im Gegensatz zu den zuvor genannten Therapieoptionen darmselektiv das Integrin a4ß7 antagonisiert, die Einwanderung von T-Lymphozyten in die Darmwand hemmt und die CED-Inflammation reduziert. Nun wurden in einer aktuellen Übersichtsarbeit die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Vedolizumab zusammengetragen. Besonderer Fokus lag dabei auf der Optimierung der tagtäglichen Therapie von Patienten mit Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU).

Key Messages
  • Vedolizumab ist bei M. Crohn und Colitis ulcerosa (mittelschwere bis schwere aktive Form) nach Versagen einer konventionellen oder Biologika- Therapie effektiv.
  • Der Kortikosteroid-sparende Effekt ist besonders bei der Langzeittherapie relevant.
  • Die selektive Integrin-a4ß7- Inhibition führt zu keiner nachweisbaren systemischen Immunsuppression (vgl. aktuelle Fachinfo Entyvio®).

Nach der intravenösen Gabe bindet Vedolizumab an a4ß7-Integrine, verhindert die Einwanderung von T-Lymphozyten in die Darmwand und unterbindet so die intestinale Entzündungskaskade. Die Zelleinwanderung in extraintestinale Gewebe wie z. B. das ZNS bleibt dabei unbeeinflusst. Mehrere randomisiert-kontrollierte Studien zeigten die Wirksamkeit und Sicherheit von Vedolizumab. In der GEMINI-1-Untersuchung erhielten CU-Patienten entweder 300 mg Vedolizumab oder Plazebo. 40% der Teilnehmer waren zuvor erfolglos mit TNFa-Blockern behandelt worden. Nach der Induktionstherapie in Woche 0 und 2 gab man Vedolizumab alle vier oder acht Wochen für insgesamt ein Jahr. Nach sechs Wochen zeigten 47,1% der Verum-Patienten ein klinisches Ansprechen (versus 25,5% in der Plazebo-Gruppe, p<0,001). Nach einem Jahr lag die Response-Rate bei 41,8% bzw. 44,8% (achtwöchige bzw. vierwöchige Intervallgabe; versus 15,9% für Plazebo; p<0,001).

Effektiv bei TNFa-naiven und vorbehandelten Patienten

GEMINI-2 untersuchte in einem vergleichbaren Setting MC-Patienten. Hier hatten über 50% der Teilnehmer zuvor nicht oder nicht ausreichend auf TNFa-Blocker angesprochen oder diese nicht vertragen. Eine klinische Remission (CDAI-Rückgang auf ≤150) auf die Vedolizumab- Therapie zeigten 39,0 bzw. 36,4% der Patienten (CDAI=Crohn’s Disease Activity Index; Acht- Wochen- bzw. Vier-Wochen-Intervallgabe; versus Plazebo 21,6%; p=0,004).
Über alle GEMINI-Studien hinweg zeigte sich derselbe Effekt: Vedolizumab war sowohl für TNFa-naive als auch vorbehandelte Patienten eine effektive Behandlungsoption.
 

TNFa- oder Integrin-Hemmer nach konventioneller Therapie?

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