Wie wirkt der Roux-en-Y-Magenbypass (RYGB)?
Praxis-Depesche 12/2020
Veränderte Gehirnreaktion auf Nahrung
Der RYGB ist eine Maßnahme zur langfristigen Gewichtsabnahme bei Adipositas. Er führt zu einem Anstieg der Produktion und Empfindlichkeit von Glucagon-ähnlichem Peptid-1 (GLP-1). Das hat einen noch nicht vollständig geklärten Bezug zu RYGB-bedingten Veränderungen der Gehirnreaktionen auf die Nahrungsaufnahme.
Die Autoren untersuchten bei 9 übergewichtigen Frauen mittleren Alters im nüchternen Zustand die Auswirkungen von RYGB und GLP-1 auf fünf ausgewählte neuronale Netzwerkstrukturen, die an Prozessen im Zusammenhang mit Lebensmitteln und Belohnungen sowie an der Überwachung der Umwelt beteiligt sind (Gehirn im Ruhezustand, rechte frontoparietale, basale Ganglien, insula/anterior cingulate und anterior cingulate /orbitofrontale Netzwerke). Vor der Bypass-OP war die GLP-1-Rezeptorblockade im Vergleich zu Placebo mit einer erhöhten Aktivität im rechten Caudakern (Basalganglien- Netzwerk) und einer verringerten Konnektivität des rechten mittleren Frontallappen (rechtes frontoparietales Netzwerk) verbunden. RYGB führte also zu einer verminderten Konnektivität des rechten Orbitofrontals (Insula/anteriores cinguliertes Netzwerk). Die GLP-1-Rezeptorblockade hatte nach der OP einen größeren Einfluss auf die Konnektivität des Gehirns im Ruhezustand als die GLP-1-Rezeptorblockade vor RYGB. Die Ergebnisse deuten auf eine Beteiligung von GLP-1 in neuronalen Netzwerken im Zusammenhang mit Lebensmittel- und Belohnungsprozessen hin. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass GLP-1-induzierte Änderungen der Konnektivität im Ruhezustand des Gehirns den RYGB-vermittelten Verlust von Appetit noch mehr fördern. NM
Quelle: Duinkerken E van et al.: Cerebral effects of GLP-1 receptor blockade before and after Roux-en-Y Gastric Bypass in obese women: a proof-of-concept resting-state fMRI study. Diabetes Obes Metab 2020; doi: 10.1111/dom.14233