Highlights vom ACR/ARP Annual Meeting

Praxis-Depesche 1-2/2020

Viele kleine Schritte, um den Behandlungsalltag von Patienten mit Rheuma zu verbessern

Der Jahreskongress des American College of Rheumatology und der Association of Rheumatology Professionals (ACR/ARP) in Atlanta lebt vom Austausch zwischen Wissenschaft und Behandlungsalltag: In mehr als 450 Sessions diskutierten die Teilnehmer neue Studienergebnisse und die aktuelle Versorgungspraxis ihrer Patienten.
Kinderwunsch und Schwangerschaften mit Rheuma
Eine französische Studie zeigte, dass bei jungen Frauen mit rheumatoider Arthritis eine rasche Verbesserung der Krankheitsaktivität auch eine Verbesserung bei Fertilitätsproblemen mit sich bringt (Abstract 460). Kanadische Registerdaten beschreiben, dass Säuglinge, die im Mutterleib während der Schwangerschaft entweder TNF-Inhibitoren oder Tofacitinib ausgesetzt waren, die potenziell placentagängig sind, nur eine geringe Rate an Infektionen im Vergleich zu anderen Säuglingen aufwiesen – mit nur zwei Fällen bei mehr als 16.000 Schwangerschaften (Abstract 1901). Die Analyse einer Geburtenkohorte aus Kalifornien mit knapp drei Millionen Schwangerschaften zeigte, dass Autoimmunerkrankungen (bis auf Psoriasis) mit einem höheren Risiko für Frühgeburten, Präeklampsie und Hypertonie einhergingen. Bei der Beratung und Betreuung rund um die Schwangerschaft sollten alle betreuenden Ärzte diese Risikofaktoren stets im Blick halten (Abstract 1077).
 
Lupus reagiert auf Luftverschmutzung
Luftschadstoffe zeigen bei einer Vielzahl von Erkrankungen Effekte. Prof. George Stojan untersuchte bei Patienten der Lupus- Kohorte in Baltimore, wie sich atmosphärische Veränderungen und Luftschadstoffe auf die komplexe Symptomatik von Lupus- Patienten auswirken. Es wurden spezifische Assoziationen von Hitze, Luftfeuchtigkeit, Wind und Wetter beobachtet, keiner der Parameter wirkt auf alle Organe. An Tagen mit mäßigem Wind, der Luftverschmutzung beseitigte, besserten sich Symptome. Hohe Windaktivität triggerte hingegen manche Symptome bei Lupus (Abstract 695). Eine Studie aus Quebec zeigte einen klaren Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Biomarkern der rheumatoiden Arthritis (RA): Bei 7.600 RA-Patienten wurde eine Korrelation zwischen dem RA-Biomarker ACPA (Antikörper gegen citrullinierte Proteine) und Luftschadstoffen wie Schwefeldioxid, Stockstoffdioxid und Feinstaub beobachtet. Unter den gemessenen Schadstoffen war Feinstaub der stärkste Trigger von ACPA (Abstract L02).
 
Omega-3-Fettsäuren zeigen Benefit bei Krankheitsaktivität
Die Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren zeigte vielversprechende Ergebnisse bei der Risikoprävention von rheumatoider Arthritis in einer longitudinalen Kohorte in Boston. Von 1.557 Teilnehmerinnen zeigten jene, die laut eigenen Angaben Omega-3-Fettsäuren einnahmen, eine geringere Krankheitsaktivität. Vor allem Frauen nahmen solche Supplemente ein (40 % der Probandinnen), tendenziell öfter mit höherem Bildungsgrad. Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren korrelierte invers mit der Krankheitsaktivtät: Je mehr Fettsäuren die Probanden einnahmen, desto geringer war der DARS28 – unabhängig von Kovariablen. Diese nur auf Aussagen der Probanden basierenden Ergebnisse zum Benefit der Supplemente sollten durch kontrollierte Studien untermauert werden (Abstract 2796).
 
Hoffnung bei Handarthrose
Bei schmerzhafter Handarthrose gibt es neben Analgetika kaum Therapieoptionen, zudem ist die Abgrenzung von inflammatorisch getriggerter RA nicht immer einfach. Die HOPE-Studie aus den Niederlanden zeigte, dass eine niedrig dosierte Prednisolon-Kurzzeittherapie (10 mg täglich) bei Patienten mit synovialer Entzündung nach sechs Wochen eine Besserung des Fingerschmerzes bringen kann (Abstract 1760). Französische Rheumatologen testeten in der placebokontrollierten ADEM-Studie, ob Methotrexat bei erosiver Handarthrose nach zwölf Monaten Effekte bei Schmerzlinderung, Funktionsverbesserung und strukturelle Progression bewirken kann: Die erhoffte Schmerzlinderung blieb aus, in der Bildgebung konnte jedoch eine signifikante Verlangsamung der strukturellen Progression gezeigt werden. Hier könnte Methotrexat bei frühen erosiven Stadien von Nutzen sein (Abstract 1759).
 
Adhärenz im RABBIT-Register
Daten aus dem deutschen RABBIT-Register, in dem die Einnahme von Biologika bei RA dokumentiert werden, zeigen, dass auch ältere Patienten über 70 Jahren von Biologika profitieren. Von 9.819 ausgewerteten RA-Patienten waren 7.972 ≤ 65 Jahre alt, 1.847 waren über 70, darunter 180 über 80-Jährige. Bei Patienten ≤ 65 Jahren erhielten 28 % konventionelle DMARDs, 72 % Biologika. Bei den über 70-Jährigen nahmen 35 % konventionelle DMARDs, 65 % Biologika. Über alle Biologika hinweg zeigen ältere Patienten vergleichbare Muster in Adhärenz und Therapieabbrüchen wie jüngere Probanden. Die Ergebnisse legen nahe, dass Biologika bei älteren genauso wirksam eingesetzt werden können wie bei jüngeren Patienten (Abstract 1330).
Die beschriebenen Abstracts des ACR-Kongress kann man online nachlesen unter: https://acrabstracts.org/meetings/2019-acr-arp-annual-meeting/ MF

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