Long-COVID ist noch immer ein diffuses Krankheitsbild, für das eine einheitliche Definition fehlt. Ein Grund ist, dass die bisher verfügbare Evidenz dazu aus wenigen kleinen Kohortenstudien mit kurzer Nachbeobachtungszeit stammt.
Mediziner der Universitätsmedizin Peking haben deshalb die Spätfolgen von knapp 1.300 Patient:innen im Alter zwischen 49 und 67 Jahren zusammengetragen, die im vergangenen Jahr aufgrund einer COVID-19- Erkrankung in einer Klinik in Wuhan, China, hospitalisiert waren. Die Auswertung zeigt, dass die meisten dieser Patient:innen zwölf Monate nach der Krankenhausentlassung wieder ihrer ursprünglichen beruflichen Tätigkeit nachgingen (88 %). Allerdings war die körperliche und psychische Gesundheit dieser Patient:innen oft noch deutlich stärker beeinträchtigt als bei Personen, deren COVID-19- Erkrankung keine Hospitalisierung erfordert hatte.
Zu den häufigsten Beschwerden zählten chronische Müdigkeit und Muskelschwäche. Mit 49 % wies fast die Hälfte der Patient:innen auch nach einem Jahr noch mindestens ein Folgesymptom auf, darunter Schlafprobleme, Palpitationen, Gelenk- oder Brustschmerzen. Der Anteil der Personen mit Dyspnoe, Angstzuständen oder Depressionen stieg zwischen dem sechsten und dem zwölften Monat sogar weiter an.
Frauen und ältere Menschen stärker gefährdet
Besonders oft betroffen waren Frauen: Verglichen mit Männern trugen sie ein höheres Risiko für Müdigkeit oder Muskelschwäche (Odds Ratio, OR 1,43), Angst und Depression (OR 2,0) sowie für eine Lungendiffusionsstörung (OR 2,97). Neben weiblichem Geschlecht entpuppte sich auch ein höheres Lebensalter als ein wichtiger Risikofaktor für psychische Symptome und eine Diffusionsstörung. Eine Asso- ziation von Alter und vermehrter Müdigkeit oder Muskelschwäche wurde hingegen nicht festgestellt.
Die oft lang andauernde Symptomatik könnte u. a. auf die insgesamt geringe Anzahl an COVID-19- Patient:innen zurückzuführen sein, die eine medizinische Rehabilitation in Anspruch nehmen – ein Problem, das nicht nur in China besteht. Klare Überweisungswege und eine multidisziplinäre Versorgung seien deshalb enorm wichtig, kommentiert das Fachmagazin The Lancet in einem Editorial. RG