Thalidomid

Praxis-Depesche 24/2003

Von der Tragödie zu neuen Möglichkeiten

Thalidomid, eine immunmodulierende und antiangiogene Substanz, hat eine wechselvolle Karriere hinter sich. Zu Beginn der 60er Jahre machte die Teratogenität Schlagzeilen, als Tausende von Kindern mit Phokomelie zur Welt kamen. Inzwischen gibt es neue Indikationen.

Auch wenn der genaue Wirkmechanismus noch immer nicht bekannt ist, wird Thalidomid bei einer Reihe verschiedener Krankheiten eingesetzt. Seine Wirksamkeit bei bestimmten Lepra-Formen hatte das Interesse neu angefacht. Heute wird es vor allem bei Erythema nodosum leprosum und einigen hämatologischen Malignomen wie multiplem Myelom eingesetzt. Im Rahmen klinischer Studien findet es auch bei anderen Tumoren wie Kaposi-Sarkom, Hypernephrom, Prostatakarzinom oder Melanomen Verwendung, ebenso bei rheumatoider Arthritis, entzündlichen Darmleiden, Sarkoidose oder Behçet-Krankheit, immer unter der Voraussetzung natürlich, dass Schwangerschaften bei den Behandelten sicher verhütet werden. Auch in der Palliativversorgung vor allem von AIDS-Kranken hat Thalidomid seinen Platz als Fiebersenker, Sedativum, Antiemetikum, Antikachektikum und Analgetikum. (EH)

Quelle: von Moos, R: Thalidomide: form tragedy to promise, Zeitschrift: Swiss Medical Weekly, Ausgabe 133 (2003), Seiten: 77-87

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