Die Patientin – eine alleinerziehende Mutter mit einer fünfjährigen Tochter – bewertet ihre Schmerzen auf einer visuellen Analogskala von 1 bis 10, wobei 10 für schlimmstmögliche Schmerzen stehen, mit 7. Eine Schwangerschaft sowie SARSCoV- 2 können ausgeschlossen werden. Die Diagnose lautet akute, lokalisierte, unkomplizierte Appendizitis.
Diese Diagnose trifft auf rund 80 % aller Appendizitis-Fälle zu. Sie ist der häufigste Grund für eine abdominale Notfalloperation. Die höchste Inzidenz einer akuten unkomplizierten Apendizitis findet sich bei Personen zwischen zehn und 19 Jahren. Das Lebenszeitrisiko beträgt 7 bis 8 %. Die betroffenen Patienten sind Kandidaten für eine Appendektomie oder eine konservative Behandlung. Letztere umfasst eine Analgesie, eine sieben- bis zehntägige Antibiose und eine sorgfältige Nachsorge.
Im schlimmsten Fall kann erneut eine Appendizitis auftreten. Hier ist die klassische in Europa und den USA meist laparoskopisch durchgeführte Appendektomie von Vorteil, da der Eingriff eine erneute Appendizitis und die damit verbundenen Krankenhausaufenthalte ausschließt. Allerdings erfordert der chirurgische Eingriff in der Regel eine Vollnarkose und in den meisten Fällen einen Krankenhausaufenthalt von mindestens einer Nacht.
Appendikolith erhöht Wahrscheinlichkeit für später notwendige Appendektomie
Bei konservativer Therapie ist dagegen ein Krankenhausaufenthalt – zumindest routinemäßig – nicht notwendig. Außerdem ist sie mit einer kürzeren Arbeitsunfähigkeit verbunden als die Appendektomie. Es besteht kein erhöhtes Risiko einer Ruptur. Allerdings müssen sich über einen Zeitraum von fünf Jahren ungefähr 30 bis 40 % der nicht invasiv behandelten Patienten trotz Antibiose einer Appendektomie unterziehen. Die Raten variieren abhängig von Patientencharakteristik und Praxis. So erhöht ein Appendikolith bei konservativ behandelten Patienten die Wahrscheinlichkeit einer später notwendigen Appendektomie. GS